Integrierte psychiatrische Behandlung: Instrumente und Verfahren für die Soziale Arbeit

Ref. 9856

Description générale

Période concernée

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Région géographique

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Informations géographiques additionnelles

Kantone Bern, Solothurn und Zürich

Résumé

Die an der ipw (Integrierte Psychiatrie Winterthur) von der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW (HSA) durchgeführte Arbeitsfeldanalyse zur Sozialen Arbeit in der Psychiatrie hat gezeigt, dass sowohl interne Koordinations- und Kontinuitätsprobleme in der interprofessionellen Zusammenarbeit, als auch externe Koordinations- und Kontinuitätsprobleme bestehen. Insbesondere die Letzteren haben einen grossen Einfluss auf die Re-Integration der psychisch Kranken. Dieser Befund wird von europäischen Expert/innen gestützt, die den Mangel an Kooperation zwischen diversen Akteuren im Gesundheitswesen und eine eingeschränkt medizinische Herangehensweise als Ursache für gewichtige Reibungsverluste sehen, welche zu inadäquater oder zumindest ineffizienter Versorgung führen. Das Hauptziel des Projekts ist deshalb, an der erfolgskritischen Schnittstelle zwischen Therapie (medizinischer Herangehensweise) und Sozialer Arbeit Fortschritte zu erzielen. Es geht um die qualitative Verbesserung der "integrierten Versorgung" durch die qualitative und funktionale Verbesserung der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie und damit gleichzeitig um die Verbesserung der interprofessionellen Zusammenarbeit. In der ersten Projektphase wurden in Kooperation mit unseren Praxispartnern auf der Grundlage einer forschungsbasierten Konzeption der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie sowohl Instrumente, als auch darauf bezogene Verfahren entwickelt, die in der Lage sind, (1) eine fundierte, kriteriengestützte Indikation für die Soziale Arbeit in der Psychiatrie zu stellen (Screening), (2) die soziale Dimension psychischer Erkrankungen in ihrer Dynamik mit bio-psychischen Prozessen zu erfassen (soziale Diagnostik), (3) die interprofessionelle Prozessgestaltung und Hilfeplanung zu koordinieren und zu synchronisieren sowie (4) die Re-Integrationsprozesse bei psychisch kranken Menschen zu optimieren (Nachsorge) und damit deren Invalidisierung zu minimieren. In der zweiten Projektphase wurden die in Kooperation zwischen der Hochschule und den Praxispartnern entwickelten Instrumente und Verfahren während einer Pilotphase in der Integrierten Psychiatrie Winterthur - Zürcher Unterland erprobt und im Rahmen einer formativen Evaluation überprüft. Der Schwerpunkt der Evaluation lag beim automatisierten Patient/innen-Screening (standardisierter Fragebogen zur Selbstbeurteilung von Patienten/innen),welches eine fachlich fundierte, kriteriengestützte Indikationsstellung für die Soziale Arbeit in der Psychiatrie ermöglicht. Das Screeninginstrument liegt vor und ist bei unseren Praxispartnern implementiert.

Résultats

Erstens ist ein auf die soziale Dimension abgestimmtes automatisiertes Patient/innen-Screening zur Selbstbeurteilung von Patienten/innen zur Indikationserstellung für die Soziale Arbeit entwickelt und getestet worden, welches den Einbezug der Sozialen Arbeit in die psychiatrische Behandlungsplanung strukturell verankert und mit dem "psycho-sozialen Risiko" begründet. Zweitens liegt ein der unterschiedlichen Komplexität der Fälle angemessenes, modulares Instrumentarium (deskriptive Systemmodellierung) vor, welches der Sozialen Arbeit ermöglicht, zu einer differenzierten sozialen Diagnose und - mit den anderen Professionen im Feld abgestimmten - Handlungsplanung zu gelangen. Das Instrument der deskriptiven Systemmodellierung ermöglicht die Rekonstruktion und Dokumentation der sozialen Dimension des Falles. Baustein 1 ist ein personenbezogenes Kurz-Assessment für die Soziale Arbeit und wird bei allen Klient/innen, die der Sozialen Arbeit überwiesen werden, eingesetzt. Das Instrument ermöglicht (a) eine rasche Erfassung der Ist-Situation in den Ausstattungsdimensionen Wohnen, Arbeit/Ausbildung/Alltag, Finanzen/Administration, Rechtliche Situation, soziales Netz, Helfer/innen-Netz, körperliche Ausstattung, Migration/Kultur/Religion sowie die Erfassung personenbezogener Recovery-Faktoren; (b) rasche Entscheide in Bezug auf notwendige Sofortmassnahmen sowie (c) Entscheide in Bezug auf die Notwendigkeit weiterer Abklärungen. Baustein 2 dient dazu, das Lebensführungssystem des psychisch erkrankten Menschen zu erkunden und die inneliegende problemverursachende und -verstärkende (bio)psycho-soziale Dynamik zu verstehen. Dieser Baustein wird dann eingesetzt, wenn sich ein Fall komplexer darstellt. Drittens liegt ein Arbeitsblatt für die interprofessionelle Hilfeplanung sowie ein Konzept für die Nachsorge durch die Soziale Arbeit vor.