Die Jenischen in den Bündner Gemeinden, 19. und 20. Jahrhundert

Ref. 9323

Méthodes

Méthode de collecte

In den historisch orientierten Teilen des Projekts, die zunächst auf die kantonale und kommunale Politik abheben, sind zwei Untersuchungsebenen zu unterscheiden: die juristisch-administrative und die wirtschaftlich-soziale. Die juristisch-administrative Ebene umfasst die gesetzlichen Grundlagen (Bürgerrecht, Fürsorge- und Armenrecht, Arbeits- und Gewerberecht) sowie die behördlichen Kontroll-, Ordnungs- und Integrationsmassnahmen im Niederlassungs- und Sozialwesen. Die wirtschaftlich-soziale Untersuchungsebene betrifft die kommunale Politik in ihrer Abhängigkeit von der geographischen Lage, der demographischen Basis, den wirtschaftlichen Ressourcen, der Sozialstruktur. Die Analyse der Jenischen-Stereotype vollzieht sich zunächst in semantisch-pragmatischer Perspektive, in Beantwortung der Frage: Wer wird in Graubünden wann und warum als "Vagant", "Spengler" oder "Jenischer" bezeichnet? Eine kontextbezogene Semantik klärt den Bedeutungsgehalt und Assoziationsraum von (Berufs-) Bezeichnungen und (Familien-) Namen. Daran schliesst sich eine qualitative Diskursanalyse, welche die Wahrnehmung und Darstellung der Jenischen im Medium kohärenter Texte untersucht. Anhand der Lebensgeschichten miteinander verwandter Einzelpersonen und aufgrund weiterer (mündlicher wie schriftlicher) Quellen werden einige exemplarische "Familienbiographien" rekonstruiert. Diese gehören aber noch nicht zu den eigentlichen Erkenntniszielen der Untersuchung, sondern unterliegen der weiteren Auswertung gemäss einem analytischen Raster, das auf folgende Themenbereiche abhebt: Das Leben in den Gemeinden - Schule und Ausbildung, Beruf und Arbeit - Strukturen und Netzwerke - Lebensstrategien jenischer Familien - Identität und Zugehörigkeit. Als Grundlage für den Nachvollzug der behördlichen Jenischenpolitik(en) dienen zunächst entsprechende Gesetzestexte und Verordnungen. Ebenso aufschlussreich sind indes die Quellen zum Vorlauf der Legiferierung: Botschaften und Landesberichte des Regierungsrates, Kommissionsberichte, kantonale Umfragen, Korrespondenzen zwischen Gemeinden und dem Kanton sowie Presseberichte. Hieraus ergeben sich Erkenntnisse über Absichten, Argumentationsweisen und allfällige Konflikte der Entscheidungsträger und Meinungsmacher. Der gesamte Bereich des "Vollzugs", die administrative Praxis also, ist in Akten dokumentiert. Einschlägig sind hier die bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückreichenden Bestände des Staatsarchivs Graubünden (StAGR). Aus diesen sowie aus den Akten der Hilfswerke für Kinder und Jugendliche (Cadonau-Stiftung und "Kinder der Landstrasse"/Pro Juventute: Personen- und Familiendossiers im Schweizerischen Bundesarchiv Bern) ist eine Liste mit ca. 1300 Einträgen zu Einzelpersonen und Familien gezogen worden. Die Rekonstruktion jenischer Biographien und Familienbiographien erfolgt nach der Methode der "Oral History": In mündlichen Befragungen werden ausgewählte Personen aufgefordert, aus ihrem Leben zu erzählen. Die Interviewfragen folgen einem Leitfaden, bleiben aber offen formuliert; es handelt sich somit um "halbstrukturierte" Interviews. Wichtige Aspekte der Befragungen sind: koresidente Familienmitglieder, Wohnorte, Ausbildung, berufliche Tätigkeiten, Verwandtschaft, Bezugspersonen, Kontakte, Konflikte, prägende Ereignisse und Erlebnisse. Als Interviewpartner kommen jenische Frauen und Männer in Betracht, die im Kanton Graubünden heimatberechtigt sind, da aufgewachsen sind oder für einige Zeit da gelebt haben. Nebst dem Heimatort - es soll die Mehrheit derjenigen Bündner Gemeinden einbezogen werden, welche in den letzten zweihundert Jahren eine grössere Anzahl jenischer EinwohnerInnen hatten - richtet sich die Auswahl nach den Merkmalen Alter, Geschlecht, Familienstand und Beruf. Erhebungsverfahren: Inhaltsanalyse offen, Akten- und Dokumentenanalyse offen, Qualitatives Interview

Modes de collecte

Univers de référence, unité de recherche

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Sélection ou échantillonnage

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Autres précisions significatives

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Univers de référence, unité de recherche

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Sélection ou échantillonnage

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Autres précisions significatives

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Univers de référence, unité de recherche

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Sélection ou échantillonnage

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Autres précisions significatives

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