Intelligenz und Beruf

Ref. 1822

Description générale

Période concernée

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Région géographique

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Informations géographiques additionnelles

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Résumé

Untersucht man grosse Gruppen von VertreterInnen verschiedener Berufe mit Intelligenztests, ergeben sich üblicherweise deutliche Mittelwertsunterschiede zwischen den Berufen, wobei die resultierende Rangfolge der Berufe recht gut mit intuitiven Vorstellungen über deren intellektuelle Anforderungen übereinstimmen. Dieser an sich alte Befund der differentiellen Psychologie wurde kürzlich bei einer Untersuchung an 35'000 Schweizer Rekruten wieder eindrücklich bestätigt (Dupont, Müller & Bersier, 1987). Sehr umstritten ist hingegen die richtige Interpretation dieses Sachverhalts. In der sozialwissenschaftlichen Literatur existieren verschiedene Varianten, die sich vier Erklärungsansätzen zuordnen lassen: - Erklärung durch anforderungsbezogene Selektionsprozesse. - Erklärung durch Selektionspraktiken, die anforderungsmässig nicht legitimierbar sind, jedoch Variablen berücksichtigen, die mit Intelligenz korreliert sind (z. B. Schultyp, soziale Herkunft) (z. B. McClelland, 1994). - Erklärung durch arbeitsinduzierte Trainingsprozesse (Sozialisation durch Arbeit). - Erklärung durch Trainingsprozesse, die nicht direkt durch den Beruf bedingt sind, jedoch durch Gegebenheiten, die mit dem Beruf korreliert sind (z. B. Langzeitwirkungen der Schule, schichtspezifische Lebensbedingungen, Lebensstile). Ziel des Projektes ist es, durch Sekundäranalysen vorhandener Daten die relative Berechtigung dieser vier Interpretationen abzuschätzen.

Résultats

Die Fragestellung wird in verschiedenen Schritten angegangen: In einem ersten Schritt wurden die Berufsmittelwerte von Dupont et al. (1987) zu verschiedenen Expertenratings über Berufsanforderungen (intellektuelle Anforderungen) und Berufsprestige (als Indikator für die sozioökonomische Schicht) sowie zu statistischen Angaben über die schulische Vorbildung in Beziehung gesetzt. Es ergaben sich beinahe perfekte Übereinstimmungen (Korrelationen um und über 8). Aus dieser Sicht ergibt sich somit kein Anhaltspunkt für eine Entscheidung gegen die eine oder andere Erklärung. In einem zweiten Schritt wurden in einer Reanalyse der Längsschnittdaten von Schallberger (1988) Untersuchungen über die Selektionsprozesse beim Übergang von der Schule in den Ausbildungsberuf angestellt. Es zeigten sich dabei starke Selektionseffekte im Sinne der beiden ersten Erklärungen. In einer hierarchischen Regressionsanalyse zeigte sich weiter, dass diese Selektionseffekte primär durch den besuchten Schultyp und die individuelle Schulleistung, bei den Mädchen auch durch die soziale Herkunft, mediiert sind. Weitere, gegenwärtig durchgeführte Analysen befassen sich mit den Erklärungen durch Sozialisationseffekte. Insgesamt deutet sich an, dass eine zureichende Erklärung der Unterschiede von Berufsmittelwerten nur durch gleichzeitigen Beizug mindestens der drei ersten der genannten Interpretationen möglich ist, wobei die zweite Interpretation entsprechend abgeschwächt zu formulieren ist.