Untersucht man grosse Gruppen von VertreterInnen verschiedener Berufe mit Intelligenztests, ergeben sich üblicherweise deutliche Mittelwertsunterschiede zwischen den Berufen, wobei die resultierende Rangfolge der Berufe recht gut mit intuitiven Vorstellungen über deren intellektuelle Anforderungen übereinstimmen. Dieser an sich alte Befund der differentiellen Psychologie wurde kürzlich bei einer Untersuchung an 35'000 Schweizer Rekruten wieder eindrücklich bestätigt (Dupont, Müller & Bersier, 1987). Sehr umstritten ist hingegen die richtige Interpretation dieses Sachverhalts. In der sozialwissenschaftlichen Literatur existieren verschiedene Varianten, die sich vier Erklärungsansätzen zuordnen lassen:
- Erklärung durch anforderungsbezogene Selektionsprozesse.
- Erklärung durch Selektionspraktiken, die anforderungsmässig nicht legitimierbar sind, jedoch Variablen berücksichtigen, die mit Intelligenz korreliert sind (z. B. Schultyp, soziale Herkunft) (z. B. McClelland, 1994).
- Erklärung durch arbeitsinduzierte Trainingsprozesse (Sozialisation durch Arbeit).
- Erklärung durch Trainingsprozesse, die nicht direkt durch den Beruf bedingt sind, jedoch durch Gegebenheiten, die mit dem Beruf korreliert sind (z. B. Langzeitwirkungen der Schule, schichtspezifische Lebensbedingungen, Lebensstile).
Ziel des Projektes ist es, durch Sekundäranalysen vorhandener Daten die relative Berechtigung dieser vier Interpretationen abzuschätzen.