Selektion und Rechtfertigung bei der Ausbildungsplatzvergabe

Ref. 11250

Description générale

Période concernée

2007-2010

Région géographique

Informations géographiques additionnelles

Switzerland

Résumé

Ein gelingender Übergang von der Schule in die berufliche Ausbildung entscheidet über die späteren beruflichen Möglichkeiten der Ausbildungsanwärter. Die betriebliche Erstausbildung ist für ausländische vs. einheimische sowie für männliche vs. weibliche Schulabgänger jedoch nicht in gleichem Maß zugänglich ist. Das Projekt zeigt auf, wie diese Diskriminierung in den Betrieben unterstützt wird. Im Zentrum stand die allgemeine Frage, wie Ausbildungsbetriebe die Auswahl von Lernenden rechtfertigen. Von speziellem Interesse war, wie diskriminierende Selektionsentscheide mit Verweis auf betriebliche Sachzwänge legitimiert werden. Diskriminierung bei der (Lehr-)Stellenvergabe, verstanden als eine auf Zuschreibungen basierte Ungleichbehandlung von Bewerbern trotz vergleichbarer industrieller Fähig- und Fertigkeiten, lässt sich als Konsequenz der Handhabung miteinander konfligierender Selektionsnormen in verschiedenen betrieblichen "Welten" verstehen, zu denen neben der industriellen auch die häusliche, die projekt- und marktförmige Welt eines Betriebs zählt. Nicht die Suche nach dem ‚produktivsten' Kandidaten erweist sich als primäre Selektionslogik bei der Personalauswahl, sondern diese richtet sich danach, wer absehbar am besten geeignet scheint, antizipierte betriebliche Probleme in multiplen Welten zu vermeiden. Diskriminierung ist insbesondere das Resultat von erwarteten Problemen zwischen den Beschäftigten des Betriebs bzw. im Austausch mit der Kundschaft, und soziale Kategorien wie Nationalität, Geschlecht oder Alter werden bei der betrieblichen Selektion als Stigmata für die Problemantizipation verwertet. Die Analysen haben zudem verschiedene Funktionen von Schulzeugnissen für die Lehrlingsselektion belegt. Obwohl bei der Selektion oft nur von untergeordneter betrieblicher Relevanz, erleichtern sie die organisatorische Bewältigung der Vorselektion, und sie erlauben den Betrieben eine stellvertretende Selektion für die Berufsschule. Die Ausbildungsverantwortlichen sehen sich jedoch mit beträchtlichen Problemen der Interpretation von Schulzeugnissen konfrontiert. Die Resultate basieren auf inhalts- und argumentationsanalytischer Auswertungen von Interviewdaten mit Einstellungs-Entscheidern in 81 Schweizer KMU. Sie ermöglichen Empfehlungen für betriebliche Innovationen, um Diskriminierung bei der Lehrstellenvergabe zu reduzieren. Die Daten wurden im Rahmen der NFP51 geförderten Untersuchung "Lehrlingsselektion in KMU" im Jahr 2005 erhoben und anlässlich von Gastaufenthalten an internationalen Forschungsinstituten reanalysiert.

Résultats

http://www.lehrlingsselektion.ch/publikationen.html