Islamdiskurse nehmen in der Schweiz und vielen anderen Ländern einen zentralen Stellenwert ein, da anhand von ihnen das Selbstverständnis der Gesellschaft neu ausgehandelt wird und sie dabei auch als Projektionsfläche für unterschiedliche Themen dienen. Muslime sind hier einerseits Konfliktgegenstand, können aber auch in ihrer Rolle als Konfliktsubjekte unter anderem auf eigene religiöse Denkmuster zurückgreifen.
Inhalt und Ziel des Forschungsprojekts
Konflikte stellen eine Form der Vergesellschaftung dar, anhand derer Selbstverständnisse, Grenzen und Zugehörigkeiten ausgehandelt werden. Aktuell zeigen sich solche konflikthaften Aushandlungsprozesse in Europa insbesondere beim Thema Islam, wobei zentrale Konfliktgegenstände oftmals in der Figur des Imams personalisiert werden. Das Projekt analysiert zum einen anhand von Medienberichten, politischen Vorstössen und Selbstpositionierungen den öffentlichen Diskurs über Imame in der Schweiz auf der Grundlage konfliktsoziologischer Überlegungen. Zum anderen werden religiös geprägte Konfliktdeutungen anhand von je vier ausgewählten zeitgenössischen Denkern aus der christlichen und muslimischen Tradition untersucht. Die Kombination eines sozialwissenschaftlichen und eines theologisch-sozialethischen Zugangs dient dazu, nicht nur Inhalt, Struktur, Funktion und die Integrationskraft von Konflikten zu beurteilen, sondern auch potentielle religiöse Ressourcen zur Konfliktbewältigung aufzuzeigen.
Wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Kontext
Das Projekt leistet einen Beitrag zum Diskurs über Imame und ihre Rolle in der Schweiz sowie grundsätzlich für den gesellschaftlichen Umgang mit islambezogenen Konflikten. Die theologischen Konfliktdeutungen eignen sich auch als Bezugspunkt für Gegendiskurse zu einerseits salafistischen und andererseits muslimfeindlichen Konfliktidentitäten.