Die mittlere Primarschulstufe stellt eine entscheidende Phase dar hinsichtlich der Entwicklung von Lesekompetenz. Zentrale Leseerwerbsprozesse sind abgeschlossen (Schneider, 1989), die Ansprüche an das Leseverstehen steigen. Wie kann dieser Herausforderung im Leseunterricht begegnet werden? Im Rahmen dieser Studie wurde ein Leseprogramm entwickelt und implementiert, das auf die gleichzeitige Förderung von Leseverständnis und Motivation setzt, und dies im Rahmen einer schulisch-familiären Zusammenarbeit. Aufgrund ihrer emotionalen und motivationalen Unterstützungsfunktion können Eltern gerade in diesem Bereich komplementär zur Schule wirken (Baker, 2003; Neuenschwander et al., 2005). Die Familie bietet zudem die Möglichkeit einer Eins-zu-Eins-Gesprächssituation (Interaktion zwischen Elternteil und Kind) für textbezogene Anschlusskommunikation mit der Möglichkeit direkten Feedbacks (McElvany, 2008). Aus diesem Grund wurden die Familien bei einer von drei Interventionsbedingungen im Rahmen der Hausaufgaben in eine Zusammenarbeit mit der Schule eingebunden. Angesichts des Aufwandes, der für die Entwicklung und die Implementation derartiger Lernumwelten zu leisten ist, erscheint es für die schulische Praxis zweckmässig zu sein, Ansätze unterschiedlicher Intensität zu erproben und deren Wirksamkeit einer vergleichenden Analyse zu unterziehen. Deshalb wurden drei Interventionsbedingungen mit abgestufter Intensität implementiert: Bedingung A sah eine rein textbasierte Leseförderung durch stilles Lesen vor, Bedingung B betraf nur die schulische und C die schulische und die familiäre Lernumwelt. Es wird postuliert, dass die Interventionsbedingung C am wirksamsten ist, da unter dieser Bedingung eine gezielte Förderung sowohl zu Hause als auch in der Schule erfolgt.
Baker, L. (2003). The role of parents in motivating struggling readers. Reading & Writing Quarterly, 19, 87-106.
McElvany, N. (2008). Förderung von Lesekompetenz im Kontext der Familie. Münster: Waxmann.
Neuenschwander, M. P., Balmer, T., Hirt, U., Ryser, H., Wartenweiler, H., Gasser-Dutoit, A. & Goltz, S. (2005). Schule und Familie. Was sie zum Schulerfolg beitragen. Bern: Haupt Verlag.
Schneider, W. (1989). Zur Entwicklung des Metagedächtnisses bei Kindern. Bern: Huber.