Leseförderung in Familie und Schule - eine Interventionsstudie

Ref. 10223

General description

Period

2005 bis 2010

Geographical Area

-

Additional Geographical Information​

Deutschsprachiger Teil des Kantons Freiburg

Abstract

Die mittlere Primarschulstufe stellt eine entscheidende Phase dar hinsichtlich der Entwicklung von Lesekompetenz. Zentrale Leseerwerbsprozesse sind abgeschlossen (Schneider, 1989), die Ansprüche an das Leseverstehen steigen. Wie kann dieser Herausforderung im Leseunterricht begegnet werden? Im Rahmen dieser Studie wurde ein Leseprogramm entwickelt und implementiert, das auf die gleichzeitige Förderung von Leseverständnis und Motivation setzt, und dies im Rahmen einer schulisch-familiären Zusammenarbeit. Aufgrund ihrer emotionalen und motivationalen Unterstützungsfunktion können Eltern gerade in diesem Bereich komplementär zur Schule wirken (Baker, 2003; Neuenschwander et al., 2005). Die Familie bietet zudem die Möglichkeit einer Eins-zu-Eins-Gesprächssituation (Interaktion zwischen Elternteil und Kind) für textbezogene Anschlusskommunikation mit der Möglichkeit direkten Feedbacks (McElvany, 2008). Aus diesem Grund wurden die Familien bei einer von drei Interventionsbedingungen im Rahmen der Hausaufgaben in eine Zusammenarbeit mit der Schule eingebunden. Angesichts des Aufwandes, der für die Entwicklung und die Implementation derartiger Lernumwelten zu leisten ist, erscheint es für die schulische Praxis zweckmässig zu sein, Ansätze unterschiedlicher Intensität zu erproben und deren Wirksamkeit einer vergleichenden Analyse zu unterziehen. Deshalb wurden drei Interventionsbedingungen mit abgestufter Intensität implementiert: Bedingung A sah eine rein textbasierte Leseförderung durch stilles Lesen vor, Bedingung B betraf nur die schulische und C die schulische und die familiäre Lernumwelt. Es wird postuliert, dass die Interventionsbedingung C am wirksamsten ist, da unter dieser Bedingung eine gezielte Förderung sowohl zu Hause als auch in der Schule erfolgt. Baker, L. (2003). The role of parents in motivating struggling readers. Reading & Writing Quarterly, 19, 87-106. McElvany, N. (2008). Förderung von Lesekompetenz im Kontext der Familie. Münster: Waxmann. Neuenschwander, M. P., Balmer, T., Hirt, U., Ryser, H., Wartenweiler, H., Gasser-Dutoit, A. & Goltz, S. (2005). Schule und Familie. Was sie zum Schulerfolg beitragen. Bern: Haupt Verlag. Schneider, W. (1989). Zur Entwicklung des Metagedächtnisses bei Kindern. Bern: Huber.

Results

- Alle drei Interventionsbedingungen wirkten sich in signifikant positiver Weise auf die Leselust Ende Schuljahr aus. - Fünf Monate nach dem Treatment, nachdem die Kinder zu einer neuen Lehrperson gewechselt hatten, sinkt die Motivation wieder ab. - Die drei Interventionsbedingungen wirken sich verzögert auf die Basisfertigkeiten beim Leseverständnis aus. Signifikante positive Ergebnisse konnten durchwegs in den Postmessungen der 5. Klasse festgestellt werden. - Zwischen den Interventionsbedingungen existieren differentielle Effekte. Der Einbezug der Eltern scheint motivational nachhaltiger zu sein. Im Hinblick auf die Leistungsvariablen ist die rein schulische Intervention leicht vorteilhafter. - Das auf Autonomie ausgelegte Stille Lesen wirkt sich auf motivationaler Ebene aus. Das Projekt liefert zudem Hinweise, für Kosten-Nutzen-Abschätzungen bei Programmen, die mit einem unterschiedlichen Implementationsaufwand verbunden sind. Primär motivational ausgerichtete Zielsetzungen rechtfertigen einen geringeren Aufwand, doch sind die Effekte flüchtig. Auswirkungen auf das Leseverständnis bedingen einen höheren Aufwand. Zudem treten Effekte längerfristig ein.