Jugendliche im Dunkelfeld rechtsextremistischer Übergriffe: Eine Opferbefragung in der Nordwestschweiz

Ref. 8118

Allgemeine Beschreibung

Periode

2004 - 2007

Geographischer Raum

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Zusätzliche geographische Informationen

Nordwestschweiz

Kurzbeschreibung

a) Forschungsziele: Während insbesondere in Deutschland zahlreiche Studien zu jugendlichen Tätern rechtsextremistischer Gewalttaten existieren, fehlen Forschungen zu Opfern solcher Übergriffe noch völlig. Das Forschungsprojekt will deshalb aus viktimologischer Sicht (1) unabhängig von polizeilichen Statistiken Aussagen über das Ausmass rechtsextremistischer und rassistischer Übergriffe bei Jungendlichen zwischen 16 und 22 Jahren in ländlichen Regionen und urbanen Zentren der Nordwest-schweiz machen. (2) sollen Aussagen über die Reaktionen des sozialen Nahraumes der Opfer sowie der Instanzen der formellen Sozialkontrolle gemacht werden. (3) will das Forschungsprojekt die längerfristigen Auswirkungen eines gewaltsamen Übergriffes sowie die Verarbeitungsstrategien, welche sich ein Opfer selbst oder mit Unterstützung von formellen und informellen Hilfestellungen aneignet, untersuchen. b) Theoretischer Hintergrund und Hypothesen: Das Forschungsprojekt geht von der Annahme aus, dass a) ein Grossteil der Opfer rechtsextremistischer und rassistischer Übergriffe Jugendliche im Alter von 16 - 22 Jahren sind, b) rechtsextreme und rassistische Gewalt, insbesondere wenn es sich um Ehrverletzungen, verbale Erniedrigungen etc. handelt, kaum zur Anzeige gelangt oder nicht als rechtsextremistische Gewalt in der Statistik auftaucht und c), das subjektive Opfererleben prägend für die Identität und die Entwicklung des Individuums ist. Diese Thesen verlangen nach einer viktimologischen Forschung, welche einerseits Einblicke in das Dunkelfeld rechtsextremistischer Gewalt gewährt und andererseits auf das subjektive Erleben und Verarbeiten jugendlicher Opfer eingeht. Das Projekt erfordert zusätzlich eine konzeptuelle Ergänzung durch die theoretische Differenzierung in primäre, tertiäre und sekundäre Viktimisierung. Als primäre Viktimisierung wird der eigentliche Übergriff verstanden. Die sekundäre Viktimisierung bezeichnet die "Verschärfung des primären Opferwerdens durch Fehlreaktionen des sozialen Nahraumes des Opfers und der Instanzen der formellen Sozialkontrolle" (Kiefl/Lamnek 1986: 239). Die tertiäre Viktimisierung kann sich durch anhaltende Angstzustände, dauerndes Misstrauen gegenüber der sozialen Umwelt, Selbstabwertung, Kriminalitätsfurcht, Rückzugstendenzen etc. manifestieren. Durch diese Gliederung wird es möglich, auf folgende Forschungsfragen einzugehen: Wie gross ist das Ausmass (Dunkelfeld) der rechtsextremistisch und rassistisch motivierter Übergriffe in der Nordwestschweiz? Welche Jugendlichen (ethnische Minderheiten, Andersdenkende etc.) sind in besonderem Masse betroffen? An welchen Orten (Schule, öffentlicher Raum etc.) und zu welchen Zeitpunkten kommt es zu rechtsextremistischen und rassistischen Übergriffen? Wie reagieren der soziale Nahraum sowie die Instanzen der formellen Sozialkontrolle (z.B. Polizei) auf das Opfer eines Übergriffs? Welchen Belastungen ist ein Opfer rechtsextremistischer oder rassistischer Gewalt nach der Tat im Besonderen ausgesetzt und wie werden diese Erlebnisse verarbeitet? Die Vielfalt und Komplexität der zahlreichen viktimologischen Opfer- und Rechtsextremismusdefinitionen erschweren eine objektive Zuschreibung eines rechtsextremistischen Übergriffes. Der Focus liegt deshalb bei der subjektiven Einschätzung des Opfers über einen bestimmten Tathergangs. Sie soll sich aber insbesondere im Hinblick auf rechtsextremistische Taten an den einschränkenden Kriterien "Individuierbarkeit, negative Bewertung, Widerfahrnis, Zurechenbarkeit" und "Verletzung intersubjektiv geteilter normativer Erwartungen" orientieren (vgl. Greve et al. 1994).

Resultate

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