Siedlung Ochsengarten in Aesch BL: Seit August 1995 wird die Siedlung Im Ochsengarten bewohnt. Die Bewohnerschaft besteht aus Mietenden und Besitzenden, AusländerInnen (in erster Linie TürkInnen) und SchweizerInnen, Alleinstehenden und Familien, sozial oder finanziell eher Benachteiligten sowie finanziell gut gestellten und in ein soziales Umfeld integrierten Personen. Bei der Organisation der Siedlung wurde eine Teilselbstverwaltung angestrebt. Schon bald nach Bezug der Wohnungen im Sommer 1995 traten im Siedlungsleben Probleme auf, die sich nicht wie erhofft als Startschwierigkeiten von selber lösten, sondern eher noch zuspitzten und gegen Ende 1997/Anfang 1998 ihren Höhepunkt erreichten.
Trotz aller Ernüchterung in Bezug auf das Konzept der Teilselbstverwaltung kann heute festgehalten werden, dass in der Siedlung Ochsengarten eine Koexistenz von AusländerInnen und SchweizerInnen möglich scheint. Auch wenn es weniger ein Zusammenleben, als vielmehr ein Nebeneinanderherleben ist. Der zunächst vor allem von der Liegenschaftsverwaltung nach aussen propagierte integrative Idealismus scheint einer pragmatischeren Haltung, einem aufgeklärt-freundlichen Desinteresse aneinander, Platz gemacht zu haben. Birchwegquartier in der Stadt Schaffhausen: Früher galt das Birchquartier als gute Wohngegend, obwohl es etwas abseits gelegen ist. Der Niedergang der Siedlung fing in den 80er-Jahren an, als die Industrie anfing, Stellen abzubauen. Im Mühletal, nahe dem Birchquartier war es die Georg-Fischer-AG, die immer weniger ArbeiterInnen beschäftigte. Trotzdem wurden in Schaffhausen weiter Wohnungen gebaut. Die MieterInnen haben heute deshalb Auswahlmöglichkeiten auf dem Wohnungsmarkt. Im Laufe der 90er-Jahre veränderte sich die BewohnerInnenzusammensetzung im Birch bezüglich ihrer Herkunft. Früher wohnten vor allem SchweizerInnen, ItalienerInnen, TürkInnen und Ex-JugoslawInnen in der Siedlung. In den letzten zehn Jahren kamen dann viele BewohnerInnen aus Ex-Jugoslawien, Mazedonien und dem Kosova, die wegen dem Krieg ihre Heimat verlassen mussten. Seither gilt das Birchquartier als "Balkan von Schaffhausen". Viele der SchweizerInnen und der bereits gut integrierten AusländerInnen sind daraufhin aus dem Quartier weggezogen. In den letzten Jahren zogen vermehrt TamilInnen als neue ethnische Gruppe in die Wohnungen der Logis Suisse AG im Birch. In den geführten Interviews wurden die folgenden Konfliktfelder genannt: Lärm, Abfall/Vandalismus, Strasse/Autos, Lage, Kinder/Jugendliche, Nachbarschaft, Vermietungspolitik, Image/Stigmatisierung, Infrastruktur, Arbeit, Leerstände. Ein ganz wichtiges Ergebnis dieser Gespräche war, dass es für uns als externe BeobachterInnen war, dass es keine so gravierende Probleme gibt, die das Birchquartier als sozialen Brennpunkt ausweisen würden. Die uns gegenüber geäusserten Problembeschreibungen sind vielmehr Problembeschreibungen, die um den Begriff "Ordnung" kreisen und in vielen Siedlungen, in denen verdichtetes Wohnen praktiziert wird, in ähnlicher Weise vorkommen. Will man die soziale Dynamik im Birchquartier und die damit verbundene Problematik intervenieren, dann lassen sich grundsätzlich zwei zunächst verschiedene, letztlich aber miteinander zusammenhängende Stränge beschreiben:
1. Massnahmen, die auf kurzfristige Ziele abstellen, also darauf, unmittelbar die Lebensverhältnisse zu verbessern und mit verschiedenen, zu bestimmenden Zielgruppen (z.B. Kinder, Jugendliche, ausländische Frauen) an bestehenden Problemen oder Defiziten arbeiten.
2. Massnahmen, die auf die längerfristige Aufwertung des Quartiers und seiner BewohnerInnen zielen (Quartiermanagment).