Es geht um Millionen von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren, die im Tourismus arbeiten. Harte Fakten oder Zahlen wurden in diesem Bereich bislang nirgends auf der Welt erhoben; die Resultate der Untersuchung von Christine Plüss basiert im Wesentlichen auf einer Befragung von rund 320 Organisationen und Institutionen weltweit, die sich mit Kindern oder mit Tourismus beschäftigen. Mit Ausnahme einiger europäischer Staaten sowie Barbados und gewissen Inseln des Pazifik arbeiten weltweit Kinder und Jugendliche im Tourismus, und zwar in allen Branchen des Fremdenverkehrs (Hotellerie, Verpflegung, Unterhaltung, Souvenirherstellung und -verkauf, Transporte) und im formellen wie im informellen Sektor des Tourismus. Kinder arbeiten teilweise sehr früh, ab sechs Jahren oder noch früher im Tourismus, je nach Land, kulturellem Hintergrund und Form des Tourismus sind eher Jungen oder eher Mädchen beschäftigt. 80 Prozent der Arbeitsplätze im Tourismus sind in Kleinunternehmen oder Familienbetrieben angesiedelt, deshalb gehört die Mithilfe von Kindern in Klein- und Familien zu meist verbreiteten Formen der Kinderarbeit im Tourismus, wobei diese Arbeit mehr oder minder hart ausfallen kann. Es ist anzunehmen, dass die Mehrzahl der im Tourismus tätigen Kinder und Jugendlichen unter härtesten Bedingungen arbeiten müssen, die Schule nicht mehr oder nicht regelmässig besuchen können und schlimmsten Formen der Ausbeutung (sexuelle Ausbeutung, Schuldknechtschaft, etc.) ausgesetzt ist. Das Ausmass der Kinderarbeit im Tourismus, wie es sich aufgrund der Untersuchung von Christine Plüss abzeichnet, lässt dringlich erscheinen, dass Regierungen und Behörden, die Tourismusindustrie und die Reisenden, Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft in den betreffenden Ländern und auf internationaler Ebene Massnahmen zum konsequenten Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Ausbeutung im Tourismus einleiten. Darin engagiert sich auch der Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung mit einem Sensibilisierungsprogramm für Reisende und Reisebranche im Winter 2000.