In der Behandlung von chronischen Krankheiten werden vielfach alternative oder komplementärmedizinische Heilmittel eingesetzt, deren Wirksamkeit nicht krankheitsspezifisch nachgewiesen ist. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn es keine Aussicht auf Heilung von der Krankheit gibt. Ziel unserer Studie war die Wirksamkeit einer Kombination von 35 chinesischen Kräutern zu untersuchen hinsichtlich Linderung der durch HIV-Infektion verursachten Symptome und des Einfusses auf die Lebensqualität der Probanden und Probandinnen. In diversen wissenschaftlichen Untersuchungen war gezeigt worden, dass einige der Komponenten antivirale bzw. immun-regulatorische Wirkung aufweisen. Es wurden in diesem interdisziplinär durchgeführten Experiment freiwillige HIV-infizierte Versuchspersonen doppelblind mit Verum oder Placebo behandelt. Die Untersuchungsparameter unfassten virologische und immunologische Daten (wie HIV-1-RNA-Virustiter, CD4- und CD8-Lymphozytenmenge), Parameter zur Erfassung allfälliger Toxizität der Kräuter, somatisch-medizinische Daten, TCM-Zungendiaganostik aufgrund von Fotografien, standardisierte psychologische Fragebögen zur Selbsteinschätzung von Angst, Depression, Coping, gesundheitsorientierter und individueller Lebensqualität. Die Untersuchung umfasste einen Zeitraum von 26 Wochen; alle Befragungen und Untersuchungen wurden durch eine Person (M.L.) durchgeführt. Es wurde erwartet, dass sich die Verumgruppe physisch und psychisch nach 26 Wochen signifikant besser befinden würde als die Placebogruppe. Die Forschergruppe setzte sich interdisziplinär zusammen aus Personen, die in westlicher und/oder traditioneller chinesischer Medizin (TCM) ausgebildet sind sowie aus Sozialwissenschaftlern (zum Teil mit Ausbildung in Medizin oder Public Health).