Ein randomisierter, placebo-kontrollierter Versuch mit chinesischen Kräutern zur Behandlung von Symptomen bei HIV-Infektion. A randomized, placebo-controlled trial of Chinese herbs in the treatment of HIV-related symtoms

Ref. 5967

General description

Period

Dezember 1995 bis September 1996

Geographical Area

-

Additional Geographical Information​

Schweiz

Abstract

In der Behandlung von chronischen Krankheiten werden vielfach alternative oder komplementärmedizinische Heilmittel eingesetzt, deren Wirksamkeit nicht krankheitsspezifisch nachgewiesen ist. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn es keine Aussicht auf Heilung von der Krankheit gibt. Ziel unserer Studie war die Wirksamkeit einer Kombination von 35 chinesischen Kräutern zu untersuchen hinsichtlich Linderung der durch HIV-Infektion verursachten Symptome und des Einfusses auf die Lebensqualität der Probanden und Probandinnen. In diversen wissenschaftlichen Untersuchungen war gezeigt worden, dass einige der Komponenten antivirale bzw. immun-regulatorische Wirkung aufweisen. Es wurden in diesem interdisziplinär durchgeführten Experiment freiwillige HIV-infizierte Versuchspersonen doppelblind mit Verum oder Placebo behandelt. Die Untersuchungsparameter unfassten virologische und immunologische Daten (wie HIV-1-RNA-Virustiter, CD4- und CD8-Lymphozytenmenge), Parameter zur Erfassung allfälliger Toxizität der Kräuter, somatisch-medizinische Daten, TCM-Zungendiaganostik aufgrund von Fotografien, standardisierte psychologische Fragebögen zur Selbsteinschätzung von Angst, Depression, Coping, gesundheitsorientierter und individueller Lebensqualität. Die Untersuchung umfasste einen Zeitraum von 26 Wochen; alle Befragungen und Untersuchungen wurden durch eine Person (M.L.) durchgeführt. Es wurde erwartet, dass sich die Verumgruppe physisch und psychisch nach 26 Wochen signifikant besser befinden würde als die Placebogruppe. Die Forschergruppe setzte sich interdisziplinär zusammen aus Personen, die in westlicher und/oder traditioneller chinesischer Medizin (TCM) ausgebildet sind sowie aus Sozialwissenschaftlern (zum Teil mit Ausbildung in Medizin oder Public Health).

Results

Die Erwartungen an die Wirkung eines Standardpräparats von chinesischen Kräutern wurden nicht erfüllt. Die Probanden der beiden Versuchsgruppen unterschieden sich zu keinem Messzeitpunkt (Baseline, nach 4, 8, 16, 24 Wochen) in irgendeinem der Untersuchungsparameter. Auch liess sich für keine der beiden Gruppen ein Unterschied zwischen den Messungen erkennen, mit Ausnahme der CD4-Lymphozyten, die in beiden Gruppen gleichermassen abnahmen. In Bezug auf die psychologischen Testresultate zeigten die Probanden und Probandinnen zu allen Messungen Werte im Normbereich. Von 68 Personen bei Studienbeginn nahmen 53 bis zum Schluss teil. Die Mehrzahl der Dropouts erklärt sich dadurch, dass die Patienten und Patientinnen eine neue hochaktive antiretrovirale Therapie (HAART) begannen, da während des Studienzeitraums Proteasehemmer von den Schweizer Krankenkassen zugelassen wurden. Ein Jahr nach Abschluss der Studie wurden die erreichbaren Teilnehmer und Teilnehmerinnen anonym über ihren aktuellen Gesundheitszustand und ihre aktuelle Therapie nachbefragt. Über 80% der Antwortenden schätzten ihre Gesundheit als gut ein, fast 80% hatten auf komplementärmedizinische Behandlungen verzichtet und gut 90% hatten HAART.