Durch die Benzolbelastung der Aussenluft in der Schweiz (Bevölkerung 7.0 Millionen) resultieren im mittleren Risikoszenario jährlich drei Krebsfälle, einer im best case und fünf im worst case (Leukämierisiko). Durch die Belastung durch kanzerogene polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAH) lassen sich drei (zwei bis fünf) Krebsfälle pro Jahr schätzen (Lungenkrebs). Benzol und bestimmte PAH sind für den Menschen gesichert kanzerogene Substanzen. Durch die für den Menschen wahrscheinlich kanzerogenen Dieselrusspartikel lassen sich pro Jahr 36 (6-201) Krebsfälle schätzen (Lungenkrebs). Dieser weite Schätzbereich resultiert aus der grossen Spannbreite der Unit Risks, die um den Faktor 20 variieren, und die toxikologischen und epidemiologischen Unsicherheiten bezüglich der kanzerogenen Wirkung dieser Substanz zeigen. Die Hochrechnung auf das Krebsrisiko durch alle in der Aussenluft vorhandenen Luftschadstoffe ergibt 60 (15-288) Krebsfälle pro Jahr. Auch hier wird der Schätzbereich durch die Unsicherheiten des Risikos von Dieselrusspartikeln dominiert. Das Krebsrisiko liegt in allen drei Risikoszenarien über dem allgemein als akzeptabel diskutierten Zusatzrisiko. In zwei verschiedenen Kostenschätzungen werden durch den Produktivitätsverlust, zusätzliche medizinische Behandlungskosten und durch immaterielle Kosten für Opfer und Angehörige die externen Kosten pro Krebstodesfall auf 4.1-7.5 Mio. Fr. beziffert. Den weitaus grössten Anteil an den Kosten stellen die immateriellen Kosten mit 80% in der tieferen und 89% in der höheren Kostenschätzung dar. Geringer sind die Produktivitätsverluste, und von den Gesamtkosten her vernachlässigbar die medizinischen Behandlungskosten mit 2% bzw. 1%. Wir vertreten die obere Kostenschätzung, weil es sich beim Krebsrisiko durch kanzerogene Luftschadstoffe um ein individuell unkontrollierbares und unfreiwillig zu tragendes Risiko handelt und weil die Akzeptierbereitschaft, die allgemein in empirischen Studien höhere Werte liefert als die hier verwendete Zahlungsbereitschaft, das richtige Mass zur Bewertung von Mortalitätsrisiken durch Umweltschäden ist.
Die Luftbelastung in der Schweiz durch Benzol und kanzerogene PAH führt im mittleren Risikoszenario zu externen Kosten von jährlich 25-45 Mio. Fr., durch für den Menschen wahrscheinlich kanzerogene Dieselrusspartikel zu externen Kosten von jährlich 147-269 Mio. Franken. Die Hochrechnung auf das Krebsrisiko durch alle in der Aussenluft vorhandenen Luftschadstoffe ergibt im mittleren Risikoszenario externe Kosten von 245-449 Mio. Fr. pro Jahr, im best case von 61-112 Mio. Fr. und im worst case von 1.2-2.2 Mrd. Fr. pro Jahr, berechnet für das Jahr 1994. Es lassen sich folgende Schlussfolgerungen ziehen: Als politische Empfehlung folgt dringlich, dass die bezifferten externen Kosten durch ökonomische Instrumente wie Umweltabgaben, z.B. Emissionsabgaben, internalisiert werden müssen. Allgemein ist in offiziellen schweizerischen Kostenbewertungen die Bewertung der immateriellen Kosten gemäss dem vorgeschlagenen Ansatz zu revidieren. Weil die politische Umsetzung von Internalisierungsmassnahmen auf Widerstände stösst, gilt ein Forschungsschwerpunkt der Untersuchung der politischen Durchsetzbarkeit von ökonomischen Instrumenten. Als Forschungsschwerpunkt muss zukünftig die kanzerogene Wirkung von Dieselrusspartikeln intensiv untersucht werden. Die Lücken gegenwärtiger Immissionsmessungen von PAH (mit Benzo(a)pyren als Leitschadstoff), (Diesel)Russpartikeln und in geringerem Ausmass von Benzol sind zu schliessen. Im weiteren sind technische Reduktionsmassnahmen nötig, z.B. die Reduktion des Benzolgehalts von Benzin auf 1 Vol.-%, die Einführung von Partikelfiltern bei Dieselmotoren sowie die Reduktion der Emissionen von Feuerungen. Nötig sind weiter verkehrslenkende und -reduzierende Massnahmen im Strassenverkehr.