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01.01.2020 - 31.03.2022
8 grösste Gemeinden der Schweiz (Zürich, Genf, Basel, Lausanne, Bern, St. Gallen, Luzern, Lugano)
Die vorliegende Studie aus den Jahren 2020 und 2021 untersucht das Ausmass und die Struktur von Obdachlosigkeit in der Schweiz sowie die Bedeutung von international diskutierten armuts-, gesundheits- und migrationsbezogenen Zugängen zum Themenfeld der Obdachlosigkeit. Die empirische Untersuchung erfolgte anhand einer quantitativen Face-to-Face Befragung in 62 Einrichtungen für armutsbetroffene Personen in 8 grossen Städten der Schweiz.
Insgesamt konnten 1’182 Personen befragt werden, wovon 543 zum Zeitpunkt der Befragung obdachlos waren. Die Resultate zeigen, dass von allen befragten Personen 88 % bereits einmal Erfahrungen mit Obdach- und Wohnungslosigkeit gemacht haben. Die meisten Obdachlosen leben in Genf. Bei den obdachlosen Personen handelt es sich überwiegend um Männer (83 %) und das Durchschnittsalter beträgt 40 Jahre. Drei Viertel aller Obdachlosen haben eine ausländische Nationalität und 61.1 % verfügen über keinen offiziellen Aufenthaltsstatus (Sans-Papiers). Die Resultate zeigen ausserdem ein tieferes Bildungsniveau sowie ein kleineres soziales Netzwerk der Obdachlosen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung in der Schweiz. Die Mehrheit der obdachlosen Personen ist nicht beim Sozialamt angemeldet und sie weisen ein geringes Vertrauen in die Sozialhilfe auf. Aufgrund der Corona-Situation haben drei Viertel der Obdachlosen eine Verschlechterung ihres Alltags wahrgenommen. Die subjektiven Hauptgründe für die Obdachlosigkeit liegen insbesondere in finanzieller Armut und migrationsspezifischen Aspekten. Drei Hochrechnungsmodelle schätzen die Zahl der Obdachlosen in der Gesamtschweiz auf ca. 2'000 Personen. Damit weist die Schweiz im europäischen Vergleich eine tiefe Obdachlosigkeit auf. Nichtsdestotrotz bestätigt die Studie, dass Obdachlosigkeit in der Schweiz eine Realität ist und impliziert verschiedene Wege für die Verhinderung und Bekämpfung von Obdachlosigkeit. Schliesslich zeigen die Ergebnisse, dass Obdachlosigkeit in der Schweiz empirisch erhebbar und somit bestimmbar ist und als Ausgangspunkt für zukünftige nationale Studien dienen kann.