Lesekompetenzen von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz (Schweizer Beitrag zur IEA Reading Literacy Study)

Ref. 1160

Dies ist die Version 1.0 dieses Projekts.

Allgemeine Beschreibung

Periode

-

Geographischer Raum

Zusätzliche geographische Informationen

Gesamte Schweiz

Kurzbeschreibung

Die Studie versucht, gestützt auf eine grossangelegte Untersuchung, die Lesekompetenz und -aktivitäten von 3-. und 8. Klässler/innen in der Schweiz zu beschreiben. Lesekompetenz wird hier verstanden als die Kompetenz und die Praxis der linguistischen und kognitiven Verarbeitung jener Formen schriflicher Sprache, die von der Gesellschaft verlangt bzw. erwartet und/oder vom Individuum geschätzt werden. Die Studie liefert aktuelle Daten zu den Leseleistungen und Lesegewohnheiten von 9- und 14jährigen Schulkindern sowie Antworten auf Fragen wie: 'Was für ein Leistungsniveau erreichen die Schüler/innen im Lesen?', 'Reicht dieses Niveau für unsere gesellschaftlichen Bedürfnisse aus?', 'Welche familiären, sozialen und schulischen Rahmenbedingungen fördern Leselust und Lesefertigkeit?', und 'Wie intensiv wird das Angebot an geschriebener Sprache und schriftlicher Kommunikation genutzt?' Eine Besonderheit dieser Untersuchung liegt in der internationalen Vergleichbarkeit, da in 32 Ländern der Welt, zu denen auch die meisten Nachbarländer der Schweiz gehören, dieselbe Untersuchung unter Leitung der IEA (International Association for the Evaluation of Educational Achievement) durchgeführt wurden. Diese Studie ist damit die erste flächendeckende evaluative Untersuchung im Schweizer Bildungssystem mit internationalen Vergleichsmöglichkeiten.

Resultate

Der Heterogenität des Landes bezüglich Sprachen, Bildungssystemen und Traditionen zum Trotz sind die Schweizer Ergebnisse als relativ homogen zu bezeichnen. Im Vergleich zu den Leseleistungen in anderen Ländern sind die schweizerischen Ergebnisse gut, obgleich es sich nicht um Spitzenleistungen handelt. Die immer und immer wieder behauptete Überlegenheit der Mädchen hat sich auf der Ebene der Leistungen nicht bestätigt. Es gibt zwar Unterschiede zwischen den Geschlechtern, diese betreffen aber die Leseaktivitäten, welche bei den Mädchen vielfältiger sind als bei den Jungen. Die in der Deutschschweiz herrschende Dyglossie (Dialekt als Umgangssprache, Standardsprache für Lesen und Schreiben) scheint nicht so problematisch zu sein, wie es oft dargestellt wird: die deutschschweizerischen Kinder und Jugendlichen lesen besser nicht nur als ihre Altersgenossen in der französischsprachigen Schweiz, sondern auch als jene in Deutschland. Bedeutende Einflussfaktoren für die Lesekompetenzen und die Leseaktivitäten der Kinder und Jugendlichen sind insbesondere der sozioökonomische und der sprachlich-kulturelle Hintergrund der Familien sowie bei den 8. Klässern das Anspruchsniveau des besuchten Schultyps. Keine Rolle spielen demgegenüber offenbar das Einschulungsalter oder die verwendeten Leselernmethoden. Selbst bei zurückhaltender Schätzung müssen mindestens 3 Prozent der Achtklässler als potentielle Analphabetinnen bzw. Analphabeten bezeichnet werden, d. h. sie können nicht genügend gut lesen, um den minimalen alltäglichen Anforderungen an die Lesekompetenz zu genügen. In dieser Gruppe sind – nicht unerwarteterweise – männliche Jugendliche sowie allgemein Anderssprachige und Jugendliche aus der Unterschicht übervertreten.