Entwicklung des Liedersingens bei Kindern

Ref. 1106

Dies ist die Version 1.0 dieses Projekts.

Allgemeine Beschreibung

Periode

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Geographischer Raum

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Zusätzliche geographische Informationen

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Kurzbeschreibung

Vokalisieren oder Singen gehört neben dem Hören und sich Bewegen zu den elementaren musikalischen Handlungen in jeder Kultur. Wie entstehen aus diesen konkreten und elementaren Handlungen komplexe verinnerlichte Strukturen des musikalischen Denkens, Empfindens, Produzierens und Verstehens gemäss den impliziten und expliziten Konventionen unserer abendländischen Musikkultur? Der Vorgang der musikalischen Akkulturation wird am Beispiel von Liederwerbsprozessen untersucht: Wie lernen Kinder neue Lieder? Welche Regelmässigkeiten sind in diesem Vorgang auszumachen? Was ist im Hinblick auf den Entwicklungsverlauf und dessen Förderung zu folgern? Der theoretische Bezugsrahmen ist der strukturgenetische Konstruktivismus von Piaget in seinen Weiterentwicklungen. Ziel dieses Projektes ist es, sowohl den aktuellen Prozess des Liederwerbs bei Kindern als auch die Entwicklung des Liedersingens theoretisch und empirisch zu rekonstruieren. Spezifischere Fragestellungen lauten: Wie sieht der Prozess des Liederwerbs im einzelnen aus? Wie organisiert ein Kind seine Singaktivitäten, insbesondere das nachahmende Singen und ergänzend dazu jene des Improvisierens oder Spielens mit der Stimme? Welche Stellenwerte haben dabei die einzelnen Liedkomponenten wie zeitliche Parameter (Metrum, Phrasierung, Dauer, Tempo, Akzente), Text und Melodie (Qualität der gesungenen Töne, Intervalle, tonale Strukturen)? In welcher Weise nutzt und beeinflusst ein Kind die Instruktion? Wie unterscheiden sich gut von weniger gut singenden Kindern? Die empirischen Daten wurden dadurch gewonnen, dass Kinder zwischen 2, 7 und 9 Jahren in einem natürlichen Lehr-Lernkontext angeleitet wurden, neue Lieder zu lernen. Die Mikroanalyse der individuellen Lernprozesse findet auf der Grundlage eines theoretischen Begriffsinventars statt, das sowohl musikbezogene, sozial-interaktive und psychologische Konstrukte umfasst. Die grundlegenden musikbezogenen Parameter des Singens (v.a. Tonhöhe) werden mit Hilfe eines computerisierten Analyseverfahrens detailliert grafisch dargestellt. Die Nahziele dieser Prozessanalysen gehen dahin, einerseits die Vielfalt an individuellen Erwerbswegen und -strategien, und andererseits allgemeine, interindividuell gültige Dimensionen und Prinzipien zu erfassen und zu beschreiben. Dies geschieht im Hinblick auf das Fernziel, die musikalische Entwicklung im Bereich des Singens in Form einer geregelten, möglichst invariablen Sequenz erklären zu können. Die notwendigen und hinreichenden Bedingungen der Aufeinanderfolge von einzelnen, qualitativen Entwicklungsschritten müssen mit sachlogischen (musiktheoretischen), sozial-interaktiven und psychologischen Argumenten begründbar sein.

Resultate

Mehrere theoretisch orientierte Arbeiten zur Singentwicklung zeigen überblicksmässig die aktuellen Erklärungsansätze, Fragen und Probleme auf. Eine computerisierte Methode zur Analyse von Vokalisationen wurde ausgearbeitet, welche eine grafische Darstellung von Singen erlaubt. Gegenüber dem herkömmlichen blossen Hören und Darstellen mittels konventioneller musikalischer Notation hat dieses Verfahren zwei Vorteile: Es ist objektiver und erlaubt das detaillierte Darstellen von Singen, das (noch) nicht mit musikalischen Begriffen erfassbar ist.