Tötungsdelikte im sozialen Nahraum. Eine qualitative Analyse der behördlichen (Re-)Konstruktionsarbeit

Ref. 9105

Description générale

Période concernée

1995-2004

Région géographique

-

Informations géographiques additionnelles

Deutschschweiz

Résumé

Ausgangslage Tötungsdelikte in Paarbeziehungen, in der Familie und unter Verwandten erwecken in der Öffentlichkeit regelmässig Aufmerksamkeit. Sie werden in den Medien als "Beziehungsdelikt", "Familiendrama", "Ehestreit" oder auch als "rasende Eifersucht" ausführlich verhandelt. Dagegen wird dem Thema in der institutionell behördlichen Debatte wenig Beachtung geschenkt: Kriminalstatistiken reflektieren z. B. nur selten die Beziehung zwischen Tatpersonen und Opfern. Tötungen im sozialen Nahraum sind kaum Gegenstand des Kriminalitätsdiskurses. Ebenso sind sozialwissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Themenbereich in der Schweiz wie in Europa selten. Vor allem stehen Forschungen zu den institutionellen Deutungs- und Bearbeitungsprozessen solcher Vorkommnisse aus. Zurzeit ist festzuhalten, dass fundiertes, qualitatives Wissen weitgehend aussteht. Es ist wenig bekannt, welche Relevanzstrukturen die behördliche Problemdefinition prägen und wie die Bearbeitungsformen von Polizei und Strafverfolgungsbehörden bei Tötungsdelikten im sozialen Nahraum aussehen. Vorgehen und Fragestellung Die qualitativ-empirische Studie untersucht anhand des polizeilich-justiziellen Aktenmaterials die behördliche (Re-)Konstruktion von Tötungsdelikten im sozialen Nahraum, der Vorgeschichte und der Beziehung der Beteiligten. Wie wird die Tatsache naher Beziehungen in die Aufarbeitung eingebracht? Welche Bedeutung haben Geschlechter- und Rollenkonzeptionen in der institutionellen Sicht? Welche Bilder von Beziehung, Partnerschaft, Familie und Verwandtschaft finden Eingang in die Akten? Wie wird dem Tötungsdelikt allfällig vorangegangenes Gewalthandeln respektive genereller: wie wird die Vorgeschichte thematisiert? Wie werden diese Aspekte interpretiert und gedeutet und in welchen Zusammenhang werden sie mit dem Tötungsdelikt gebracht? Welche Diskursfelder finden Eingang in die Bearbeitung und welche Deutungsmuster erweisen sich in den Akten als bedeutsam? In der ersten Forschungsphase wird 2005 eine Globalauswertung aller Fälle (1995-2004) vorgenommen. Ziel dieser ersten Phase ist, a) das Aktenmaterial, Aufbau, Eigenheiten etc. zu sichten und vertiefter kennenzulernen und b) genauere Vorbereitungen für die nachfolgenden Detailanalysen planen zu können. Ziel Die vorgeschlagene Untersuchung führt zu Erkenntnissen über die institutionellen Wahrnehmungen und Interpretationsmuster bei Tötungen im sozialen Nahraum und arbeitet dabei im Besonderen die Bedeutung von Geschlecht und sozialer Beziehung zwischen Opfern und Tatpersonen heraus. Die Studie leistet einen Beitrag zur Etablierung sozialwissenschaftlichen Grundlagenwissens über den institutionellen Umgang mit Tötungsdelikten im sozialen Nahraum in der Schweiz. Eine Umsetzung der Ergebnisse ist erwartbar in den Bereichen Weiterbildung und Gewaltprävention von Polizei, Strafverfolgung, Sozialbehörden und weiteren Fachleuten des Feldes.

Résultats

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