Ein zukunfts- und wachstumsorientiertes Steuersystem für die Schweiz

Ref. 9066

Description générale

Période concernée

2005-2006

Région géographique

-

Informations géographiques additionnelles

Schweiz

Résumé

Christian Keuschnigg und Adrian Oberlin zeigen die Folgen von verschiedenen Alternativen der Steuerreform in der Schweiz für Einkommen, Wachstum und Verteilung auf. Die Studie ist im Auftrag der Eidgenössischen Steuerverwaltung (ESTV) als Teil des Projekts "Zuwachs" entstanden. Sie zeigt, wie eine Reform der Einkommensteuer durch eine Verbreiterung der Bemessungsgrundlage und eine Absenkung der Steuersätze mehr Wachstum und Wohlstand schaffen könnte. Sie untersucht, wie sich das Wachstum der Volkswirtschaft und die Verteilung von Einkommen und Vermögen ändern würden, wenn der Bund zu einer einfacheren Flat Rate Tax mit einem einheitlichen Steuersatz übergehen würde. Es werden verschiedene Varianten einer dualen Einkommensteuer für die Schweiz geprüft. Zuletzt zeigen die Autoren, dass fundamentale Steuerreformen wie der Übergang zu verschiedenen Formen einer konsumorientierten Einkommensteuer wesentlich grössere Wachstumsgewinne erzielen könnten, aber auch wesentlich stärkere Verteilungswirkungen zur Folge hätten. Die Autoren quantifizieren die Wachstums- und Verteilungswirkungen anhand eines detaillierten Simulationsmodells. Es werden die unterschiedlichen kurz- und längerfristigen Wachstumseffekte und die Rückwirkungen auf die öffentlichen Haushalte des Bundes und der Kantone und Gemeinden aufgezeigt. Die Studie zeigt erstmals für die Schweiz, wie sich die Gewinne und Kosten von alternativen Steuerreformen auf drei grosse Einkommens- und Vermögensklassen und auf heute lebende und zukünftige Generationen verteilen.

Résultats

Grosse Wachstumsgewinne erfordern fundamentale Ansätze in der Steuerreform. Eine einfache Absenkung der Steuersätze auf Kapitaleinkommen, die mit einer Anhebung von anderen verzerrenden Steuern gegenfinanziert werden muss, kann allenfalls moderate Wachstumsgewinne versprechen. Die grössten Wachstumsgewinne sind möglich, wenn es gelingt, die Spar- und Investitionsanreize auf neue Ersparnisse und neue Investitionen zu begrenzen, anstatt den Ertrag auf dem gesamten Vermögens- und Kapitalbestand freizustellen. In diesem Fall kann, wie bei der Sparbereinigung, weiterhin wertvolles Steueraufkommen aus der Besteuerung von Kapitaleinkommen erzielt werden, ohne die Spar- und Investitionsanreize zu beeinträchtigen. Mit diesem Aufkommen können andere verzerrende Steuern niedrig gehalten werden. An den Ergebnissen zeigt sich auch, dass Steuerreformen offensichtlich nur dann einen nachhaltigen und starken Wachstumseffekt erzielen können, wenn mehr Ungleichheit akzeptiert wird. Nachdem das Finanzvermögen wesentlich stärker in den oberen Einkommensklassen konzentriert ist als das Arbeitseinkommen, können nur die oberen Gruppen in grossem Ausmass von den Spar- und Investitionsanreizen profitieren. Wachstumsorientierte Steuerreformen gehen auch stets mit einer ausgeprägten intergenerativen Umverteilung einher. Weil Wachstum ein langsamer Prozess ist und der grössere Teil der Einkommenszuwächse erst nach einer längeren Anpassungsphase realisiert werden kann, können nur zukünftige Generationen an der vollen Wachstumsdividende teilhaben. Im Vergleich zum langsamen Wachstumsprozess treten die Steuerausfälle aus der Absenkung der Steuern auf Gewinn- und Kapitaleinkommen, welche den Wachstumsprozess anstossen sollen, sofort ein und werfen in der ersten Anpassungsphase grosse Probleme mit der Gegenfinanzierung auf. Dies wirft die Frage nach geeigneten Übergangsstrategien zur Abfederung der kurzfristigen Einkommenseinbussen auf. Dabei zeigt sich häufig, dass mit einer Verschuldungspolitik oder anderen Strategien zwar die kurzfristigen Kosten teilweise vermieden werden können, aber damit gleichzeitig auch die langfristigen Wachstumsgewinne schrumpfen. Ähnliches gilt für die intragenerative Verteilungsgerechtigkeit, wie sich an den Auswirkungen der Einführung einer Flat Rate Tax gezeigt hat. Wenn beispielsweise zur Abfederung der Verteilungswirkungen der Grundfreibetrag verdoppelt wird, dann muss auch der Einheitssteuersatz höher gewählt werden, um Aufkommensneutralität zu erzielen. Dies mindert doch ganz erheblich die möglichen Effizienzgewinne aus der Einführung einer Flat Rate Tax. Die Finanz- und Steuerpolitik ist eben mit einem unvermeidlichen Zielkonflikt zwischen Effizienz und Verteilung konfrontiert.