Religion im Fernsehen. Quantitative und qualitative Inhaltsanalysen zur Repräsentation von Religion und Religionsgemeinschaften in Schweizer Fernsehprogrammen

Ref. 8998

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Description générale

Période concernée

2008

Région géographique

-

Informations géographiques additionnelles

Die Schweiz mit ihren drei Sprachräumen: Deutschschweiz, Romandie und Tessin.

Résumé

Das Projekt untersucht die Themen Religion, Religiosität und Religionsgemeinschaften in Schweizer Fernsehsendern. Es analysiert rund 1600 Stunden Fernsehprogramm in den drei grossen Sprachregionen: jeweils die ersten Programme der SRG SSR idée suisse (SF 1, TSR 1, TSI 1) sowie die privaten Regionalsender TeleBärn und TeleZüri. Hintergrund: Seit den Terroranschlägen in New York berichtet das Fernsehen fast täglich von Konflikten, in denen Gotteskrieger und religiöse Fundamentalisten eine zentrale Rolle spielen. Schweizer Fernsehprogramme thematisieren zudem innenpolitische Diskussionen über das Kopftuchtragen oder sakrale Neubauten. Die Inhaltsanalysen der Studie identifizieren umfassend, mit welchen Symbolen, Mythen, Ritualen und Stereotypen Schweizer Fernsehsender die unterschiedlichen Religionen darstellen. Dabei bietet sich ein Vergleich zwischen den Programmen an. Die SRG ist gesetzlich verpflichtet, das Verständnis und den Zusammenhalt unter den Kulturen und gesellschaftlichen Gruppierungen in er Schweiz zu fördern und die Ausländer in der Schweiz in ihren Programmen zu berücksichtigen. Die Untersuchung gibt Aufschluss darüber, inwieweit die SRG ihren Programmauftrag erfüllt und ob sie sich in der religiösen Darstellung von den zwei privaten Regionalsendern unterscheidet. Ziel: Die qualitativen und quantitativen Inhaltsanalysen beantworten unter anderem die folgenden Fragen: - Worüber berichten die Sender in Bezug auf Religion? - In welchen Sparten, Sendungen und Beiträgen ist Religion ein Thema? - Welche Religionen werden in welchem Umfang und in welchem Verhältnis zueinander thematisiert? - Welche religiösen Elemente stehen im Vordergrund? - Mit welchen anderen gesellschaftlichen Bereichen ist das Thema Religion verbunden, beispielsweise Migration, Wirtschaft oder Erziehung? Bedeutung: Der wissenschaftliche und praktische Nutzen besteht darin, die öffentliche Diskussion des Themas und seine Darstellung im Fernsehen besser zu verstehen. Die Inhaltsanalysen helfen, bestehende und künftige Konfliktfelder im Religionskontext zu identifizieren und politischen Handlungsbedarf aufzuzeigen.

Résultats

Fazit aus dem zweiten Projektzwischenbericht (November 2009): Die durchgeführten Analysen halten eine Fülle von überraschenden und weniger überraschenden Ergebnissen bereit. Besonders hervorstechend scheinen uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt vor allem die Alltäglichkeit, die Omnipräsenz und die gesellschaftliche Relevanz von Religion im Fernsehen. Bei der Beschäftigung mit den erhobenen Daten wird schnell deutlich, dass - jedenfalls wenn man die Thematisierung im Fernsehen zum Massstab nimmt - von Marginalisierung von Religion und Religionsgemeinschaften keine Rede sein kann. Darüber hinaus zeigt sich, dass neben die christlichen Religionsgemeinschaften diejenigen in den öffentlichen Raum getreten sind, die im Zusammenhang mit Globalisierung und Migration in die Schweiz gelangt sind. Gerade für diese nicht neu entstandenen, aber neu im gesellschaftlichen Zusammenleben der Schweiz bedeutsamen Religionen gilt dann auch, dass sie weniger als "Normalität", als lebensweltlicher Alltag im Fernsehen auftauchen, sondern dass sie konfliktträchtiger, politischer und problematischer dargestellt werden als die traditionell in der Schweiz verbreiteten Glaubensgemeinschaften. Ein drittes Resultat unserer Studie ist schliesslich, dass - jedenfalls soweit das durch quantitative, d.h. hier standardisierte Inhaltsanalysen feststellbar ist - über alle Programmgenres hinweg explizite Diskriminierungen, sprachliche Stigmatisierungen und Vorurteile weitaus weniger präsent sind, als dies in der einschlägigen Literatur postuliert wird. Besonders dieser letzte Befund kann ein Ausgangspunkt für weitere, vertiefte und stärker bildorientierte Einzelthemenanalysen sein.