Entwicklung der Fähigkeit zur Selbsteinschätzung im Kindergarten und den ersten beiden Schuljahren

Ref. 8898

Description générale

Période concernée

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Région géographique

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Informations géographiques additionnelles

Kanton Bern, deutschsprachiger Kantonsteil

Résumé

Diese im Rahmen eines Doktorats in Psychologie an der Universität Bern unternommene Forschungsarbeit interessierte sich für die Entwicklung des Vermögens vier- bis achtjähriger Kinder, die eigene Leistungsfähigkeit einzuschätzen, und zwar sowohl hinsichtlich kognitiver (mathematischer) wie auch rein körperlicher Aufgabenstellungen. Es steht in diesem Bereich relativ wenig Evidenz aus Langzeitstudien zur Verfügung, dies vermutlich weil auf dieser Altersstufe noch nicht mit schriftlichen Tests gearbeitet werden kann und somit die Konstruktion wie auch die Durchführung der Tests relativ viel Aufwand erfordert. Beim ersten Durchlauf, Mitte 1999, waren die Testpersonen im Mittel 6 Jahre und 8 Monate alt; ein und zwei Jahre später wurden sie nochmals getestet. 200 Kinder nahmen an allen drei Tests teil; zudem gab es Kontrollgruppen. Es gab erst einen Test mit Zähl- und Rechenaufgaben; dann war auf einem Fuss über ein Hindernis von variabler Höhe zu springen, und schliesslich ging es darum, auf einem Brett eine möglichst lange Strecke rückwärts zu balancieren. Vor den Tests wurden die Kinder gebeten, ihre Leistung im voraus einzuschätzen. Laut den Ergebnissen überschätzen die Kinder ihre Fähigkeiten in ziemlich systematischer Weise. Beim ersten Testdurchgang, also noch im Vorschulalter, betrifft die allzu positive Sicht von der eigenen Leistungsfähigkeit alle drei getesteten Gebiete. Im zweiten und im dritten Primarschuljahr bleibt die Überschätzung erhalten in bezug auf Mathematik und Hochsprung; was das Rückwärtsbalancieren betrifft, stellt sich eine etwas nüchternere Sichtweise ein. Auch wenn die Einschätzung höher bleibt als die Leistung, hat die Differenz ihre Signifikanz eingebüsst. In Mathematik steigt die Überschätzung gar noch zwischen erstem und zweitem Test. Als mögliche Erklärung äussert der Autor die Hypothese, dass die Kinder zwischen dem Test im Kindergarten und dem Test im ersten Schuljahr enorm viel über Zahlen und Rechnen gelernt haben, und da sie in diesem Alter den Lernerfolg an ihrem eigenen früheren Lernstand messen, ziehen sie den Schluss: ich habe sehr viel gelernt, also muss ich doch auch sehr viel können. Erst ab der dritten oder gar vierten Klasse gelinge es den Schülerinnen und Schülern, ihre Lernleistung etwas von der Anstrengung abzukoppeln, die sie gekostet habe; erst jetzt begännen sie zu realisieren, dass es auch Unterschiede in den Begabungen gebe, und diese Erkenntnis erst erlaube ihnen eine wirklichkeitsgerechtere Sicht der eigenen Fähigkeiten.

Résultats

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