Die Anlehre wird mit Einführung der Grundbildung mit Attest auslaufen. Letztere hat eine deutlich breitere Ausrichtung als die Anlehre. Sie ist nicht nur eine Ausbildung für Lernschwache, sondern soll eine eigene Bildungsleistung darstellen mit entsprechendem Wert auf dem Arbeitsmarkt. Das Ende der Anlehre wirft jedoch zwei Fragen auf: 1. Wie bewährte sich die Anlehre auf dem Arbeitsmarkt? 2. Was bedeutet die Einführung der Attestausbildung aus ökonomischer Sicht für die Gruppe der Personen, an die sich bisher die Anlehre richtete? Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde der Lohn von Personen mit Anlehre gegenüber Personen mit nur obligatorischem Schulabschluss in einer multiplen Regression verglichen; das heisst, es wurde der Lohnunterschied dank Anlehre bei sonst gleichen Merkmalen der Personen (etwa hinsichtlich Alter, Nationalität, Zivilstand, Wohnregion, Arbeitsplatzmerkmale) ermittelt. Die statistischen Analysen haben gezeigt, dass die Anlehre nachweisbar zu höheren Löhnen und höherer Arbeitsmarktbeteiligung führt. Das bringt den Menschen ein höheres Lebenseinkommen, und durch höhere Steuereinnahmen profitiert auch der Staat. Bei den Frauen beträgt der Lohnvorteil von Personen mit Anlehre im Mittel 5, bei den Männern 4,9 Prozent. Dies belegt einen messbaren Arbeitsmarktwert der Anlehre. Zum Vergleich: Im Fall der meist ein bis zwei Jahre länger dauernden Berufslehre beträgt der Lohnvorteil rund 17 Prozent. Der beträchtliche Unterschied belegt, dass die vielfach an der Anlehre geäusserte Kritik teilweise zutrifft. In der Anlehre werden häufig Fähigkeiten erworben, die im Betrieb zählen, in dem man arbeitet, die aber ansonsten auf dem Arbeitsmarkt kaum nachgefragt werden. Die Grundbildung mit Attest verspricht Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln, die stärker standardisiert und leichter transportierbar sind und somit dem Attest einen höheren Marktwert verleihen sollten. Diese für Lernende und Staat interessanten ökonomischen Perspektiven lassen sich jedoch nur realisieren, wenn es gelingt, die Gruppe der Personen, die bisher eine Anlehre absolviert hat, grösstenteils in die breiter angelegte Grundbildung mit Attest aufzunehmen und sie bis zum Ende der Grundausbildung auch darin zu halten. Wenn diese Gruppe aus der neuen Ausbildung herausfällt, geht auch jede private oder staatliche Rendite verloren. Ferner müssen auch die Betriebe davon überzeugt werden, Grundbildungsplätze in genügender Zahl anzubieten.