Dass überfachliche Kompetenzen bei der Ausübung eines Berufs - und somit auch als Ziele der beruflichen Ausbildung - wichtig sind, ist weitgehend unbestritten. Ein Blick etwa in die Stellenangebote zeigt es gleich: Professionalität erschöpft sich nicht darin, dass jemand die Arbeitsabläufe ausführen kann, die einmal erlernt worden sind, sondern man muss auch mit neuen Situationen umgehen, mit fachfremden Menschen kommunizieren, in Teams zusammenarbeiten können usw. Eine gute Ausstattung eines Betriebs mit überfachlichen Kompetenzen gilt heute in der Unternehmenswelt als ideale Voraussetzung dafür, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Die hier vorgestellte Studie hat danach gefragt, ob der betriebliche Alltag der Lehrlinge ein geeignetes Umfeld für die Entwicklung solcher Kompetenzen bietet und ob es betriebs- oder auch berufsfeldspezifische Merkmale gibt, die sich hemmend oder fördernd auf ihren Erwerb auswirken.
Im Auftrag von "ch-x", jenem Organ, welches zuständig ist für das, was früher "Pädagogische Rekrutenprüfungen" hiess und heute den Namen "Young Adult Survey" trägt, wurde an der Universität Zürich zwischen 1996 und 2000 ein Indikatorensystem zur Bestimmung überfachlicher Kompetenzen entwickelt und erprobt. Das System ist im Young Adult Survey 2000/2001 verwendet worden. Für die hier interessierende Fragestellung sind nur die Antworten der männlichen Rekruten verwendet worden, die angaben, eine betriebliche Lehre absolviert zu haben oder noch zu absolvieren (das waren rund 14'000 von 23'000 Personen).
Die Ergebnisse stützen die der Untersuchung zugrunde gelegte Annahme, das alltägliche Leben im Betrieb leiste einen wichtigen Beitrag zur Sozialisierung der Jugendlichen und helfe ihnen beim Erwerb von ausser- und überfachlichen Fähigkeiten. Ebenfalls den Erwartungen entspricht das Ergebnis, dass sich Unterschiede in der Stärke diese Effekte je nach bestimmten Merkmalen der Betriebe und des Berufsfelds belegen lassen. So scheinen beispielsweise im kulturellen, erzieherischen oder sozialen Bereich tätige Firmen, aber auch solche im Bereich Natur, überdurchschnittlich gut geeignet zu sein, überfachliche Kompetenzen zu vermitteln. Im Detail bleiben aber zu den Zusammenhängen noch eine ganze Reihe von Fragen offen; sie werden durch zukünftige Forschung zu klären sein.