a) Ergebnisse der ersten quantitativen BewohnerInnenbefragung:
Bei den BewohnerInnen des Regina Kägi-Hofs handelt es sich um eine relativ homogene soziale Gruppe mit überdurchschnittlich hoher Bildung und hoher sozialer und geographischer "Treue". Man lebt in der gleichen Haushaltsform, ist in einer ähnlichen Lebensphase, in vergleichbarer ökonomischer Situation, hat ähnliche Ansprüche an die Infrastruktur und Vorstellungen bezüglich Nachbarschaft etc.
Die BewohnerInnen der Siedlung weisen ein sehr hohes Mass an Zufriedenheit mit ihrer Wohnsituation auf. Sie fühlen sich in Bezug auf ihre vor dem Einzug gehegten Erwartungen befriedigt.
Die für eine Genossenschaftssiedlung avantgardistische Architektur des Regina-Kägi-Hofs (es handelt sich um den "ersten gemeinnützigen Glasbau") wird von 97% der BewohnerInnen als "gut" bis "sehr gut" beurteilt. Die Hälfte der Befragten bewertet diesen Aspekt zum Zeitpunkt der Umfrage als einen der drei wichtigsten positiven Punkte. Und dies, obwohl die architektonische Gestaltung bei der Wohnungswahl nicht einmal jedem Fünftel wichtig war.
Die heutigen BewohnerInnen verstehen sich nicht als Anhänger einer Sozialutopie. Die Einzugsgründe waren pragmatischer Art, und genossenschaftliche Überlegungen haben bei der Wohnungssuche kaum eine Rolle gespielt. Aber ganz im Sinne einer Neupositionierung der Baugenossenschaft als innovative soziale Bewegung scheint eine Gemeinschaft im Entstehen, die einen Beitrag leisten will zu neuen urba-nen Wohnweisen. Anzeichen dafür ist das grosse Interesse an der Siedlungskommission und am Gemeinschaftsleben in der Siedlung, ebenso das überdurchschnittlich umweltbewusste Mobilitätsverhalten, aber auch das grosse sozial-karitative Engagement der BewohnerInnen.
b) Ergebnisse der ersten qualitativen Studie:
Die GesprächspartnerInnen haben mehrheitlich Hoffnungen auf eine positive Entwicklung im Teilgebiet Zentrum Zürich Nord. Dabei scheint das Neue, Beginnende konstituierend zu sein. Was hier entsteht, hebt sich vom bestehenden Zürich-Nord ab und macht damit auch die soziale Positionierung der BewohnerInnen dieses Gebietes für Aussenstehende schwierig. Analog der Beziehungsstruktur in der Siedlung, die noch nicht verfestigt ist, ist auch das Image, das Ansehen des Ortes und seiner Menschen noch nicht eindeutig bestimmt. Das Zentrum Zürich Nord und der Regina Kägi-Hof unterscheiden sich markant vom alten „Oerlikon", Schwammendingen und Affoltern. Dies bietet Hoffnung nach wenig deklassierender Zuschreibung oder gar nach höherer sozialer Positionierung. Es wird stark von der baulich-räumlichen Entwicklung abhängen, wie sich das Image des Ortes entwickelt, welches Ansehen dem Ort zugestanden und der örtlichen Bevölkerung zugeschrieben wird. Die Attraktivität des Regina Kägi-Hofes kann diesbezüglich räumlich und im Zeitverlauf nicht isoliert gesehen werden.
Die Orientierung der BewohnerInnen auf die eigene Wohnumgebung ist zur Zeit eher noch gering. Die Siedlungskommission bzw. die ABZ kann eine solche Entwicklung fördern, indem sie mittels siedlungs-übergreifenden Veranstaltungsangeboten und Kooperationen mit anderen Akteuren in Zürich Nord Inter-aktionsmöglichkeiten schafft. Für die Vernetzung vor Ort könnte die Kontaktaufnahme mit den unmittelbar angrenzend lebendenden Nachbarn in den älteren Häusern, die bisher kaum erfolgt ist, sehr dienlich sein. Diese teilen mit den BewohnerInnen des Regina Kägi-Hofs die nahe Wohnumgebung, sind ortskundig, verfügen unter Umständen vor Ort über wichtige Kontakte und sind emotional allenfalls stärker von Veränderungen betroffen als Neuzuziehende.
Die Binzmühlestrasse und andere Hauptverkehrsachsen im Zentrum Zürich Nord werden als unfallgefährdend und generell als unsicherer Raum wahrgenommen. Die Verkehrsmenge wird durch den zusätzlichen Ausbau des Zentrums Zürich Nord noch zunehmen. Weil der Wohnanteil im Zentrum Zürich Nord begrenzt ist, wäre es umso wichtiger, dass die öffentlichen Strassen und die neuen Plätze zum Flanieren einladen und dadurch vielfältig belebt werden.
Die neu erbauen Parkanlagen können als Aufenthaltsorte eine wichtige Funktion übernehmen, es besteht jedoch auch die Gefahr unsachgemässer und übermässiger Nutzung. Durch verbindliche Kinder- und Jugendpartizipationsprojekte könnte viel dazu beigetragen werden, dass die Wohnumgebung kinder- und jugendgerecht gestaltet werden kann und Kinder bzw. Jugendliche sich, weil es „ihre Gegend" ist, ver-antwortungsbewusst verhalten.