Aus Anlass des Pestalozzi-Jahres 1996 ist der Autor der hier vorgestellten Arbeit - einer geschichtswissenschaftlichen Dissertation an der Universität Zürich - früheren Gedenkfeiern nachgegangen, bei denen Pestalozzi im Mittelpunkt stand: den Feiern zu seinem 150. Geburtstag (1896), seinem 100. Todestag (1927) und seinem 200. Geburtstag (1946). In der Dissertation wird der Prozess nachgezeichnet, in welchem Pestalozzi zum Symbol emporstilisiert wurde, das in den verschiedensten Kontexten verwendbar war.
Der Autor legt dar, dass der Pestalozzi-Kult als Element der schweizerischen Nationaldoktrin bereits zu Ende des 19. Jahrhunderts dauerhaft etabliert war; anlässlich der Feiern von 1896 wagten nur noch katholisch-konservative Kreise eine Kritik an den Feiern und an Pestalozzi selber, der für sie den verhassten laizistischen und liberalen Staat verkörperte. Im 20. Jahrhundert dann wurden Pestalozzi-Feiern vollends zu Anlässen, an denen die Nation sich selber feierte, unter dem Vorwand des Gedenkens an eine der geschichtlichen Figuren der schweizerischen Neuzeit, bezüglich deren ein breiter Konsens herrschte.