Im Projekt "Personalisierung und Privatisierung der medialen politischen Kommunikation in Radio und Fernsehen 1987-1997" wird zunächst durch die Identifikation der bedeutendsten Medienereignisse die politische Kommunikation in den wichtigsten Sendegefässen von Radio und Fernsehen DRS systematisch erschlossen. Dabei handelt es sich beim Radio um die Sendungen "Rendez-vous am Mittag", "Echo der Zeit" sowie die damit verbundenen Nachrichtenblöcke: Beim Fernsehen geht es entsprechend um die "Tagesschau", die "Rundschau" und "10 vor 10". Die Medienereignisanalyse von Print- wie von elektronischen Medien zielt auf die vergleichende Analyse der medialen Aufmerksamkeitsstrukturen und Vorgangsinterpretationen. Was den jeweiligen parteiverbundenen, parteiunabhängigen oder öffentlich-rechtlichen Medien berichterstattungswürdig erscheint, ist immer das Resultat einer Selektion, die das Relevante vom Nicht-Relevanten unterscheidet und damit die Sicht freilegt auf den historisch wandelbaren, standpunktgeprägten Prozess der Weltstrukturierung. Durch die Rekonstruktion dieser Weltstrukturierung verfügt die historisch-soziologische Forschung über repräsentatives und inhaltsanalytisch auswertbares Material, mit dem sich Kommunikationsverdichtungen im öffentlichen Raisonnement nachweisen lassen. Dadurch gewinnt sie einen Indikator sozialen Wandels: Die Häufigkeiten der Thematisierung gleicher Vorgänge beschreiben über die Zeit ein regelhaftes Muster, welches sich deckt mit der Abfolge von sozialen Krisenphasen und stabilen Phasen. Die Ausdehnung und Adaption der erprobten Medienereignisanalyse der Printmedien und des Fernsehens auf das Radio für den Zeitraum 1987-1997 verfolgt ein doppeltes Ziel:
1) Um umfassende Aussagen aus der diachronen und synchronen Analyse der medialen Arena zu gewinnen, ist der Einbezug beider elektronischer Medien, des Fernsehens und nun auch des Radios, unabdingbar.
2) Um die Kommunikationsstile von Informationssendungen in Radio und Fernsehen DRS vergleichend zu untersuchen, müssen die entsprechenden Sendegefässe in vergleichbarer Form erfasst und inhaltsanalytisch ausgewertet werden. Insbesondere die Thesen von der Personalisierung und der Privatisierung der öffentlichen politischen Kommunikation sollen sowohl als Trend wie als medienspezifisches Phänomen diachron und synchron empirisch überprüft werden.
Erhebungsverfahren: Inhaltsanalyse standardisiert.
Erhebungseinheiten: Berichte der Informationssendungen in Radio und Fernsehen.
Auswahlverfahren: Total aller Berichte der ausgewählten Informationssendungen (abzüglich Kurzmeldungen).
Untersuchungsdesign: Erfassung der Berichte, Kategorisierung und Bündelung zu Medienereignissen, die nach ihrem zeitlichen Umfang hierarchisiert werden.