Politikvermittlung erfolgt heute weitgehend über die Kanäle der Massenmedien. Politische Medieninhalte wiederum werden als ein Produkt der Interaktion zwischen politischen Akteuren und den Massenmedien interpretiert. Daraus lassen sich drei grundsätzliche Forschungsbereiche ableiten:
1. Inhalt und Umsetzung aussenpolitischer Themen durch die Massenmedien.
2. Inhalt und Einfluss der aussenpolitischen Öffentlichkeitsarbeit politischer Akteure auf die massenmediale Berichterstattung und
3. Redaktionsroutinen, Arbeitssituation und aussenpolitische Einstellungen von Journalisten.
Das Projekt des Seminars für Publizistikwissenschaft versuchte die folgenden Fragen zu beantworten:
ad 1: Wie thematisiert das Mediensystem bzw. der Journalismus den Problembereich "Aussenpolitik der Schweiz" und inwieweit liefern die Medien den Bürgern die Informationsgrundlage zur Gewährleistung einer möglichst eigenständigen Urteils- und Entscheidungskompetenz in aussenpolitischen Sachfragen? Bezüglich Inhalt und Art der Umsetzung aussenpolitischer Themen durch die Medien sind konkret u.a. folgende Fragen zu beantworten:
- Welche Resonanz erreichen aussenpolitische Themen in den Medien?
- Welche spezifischen Merkmale charakterisieren die aussenpolitische Berichterstattung?
- Welche Perspektiven beherrschen den aussenpolitischen Diskurs: rechtliche, wirtschaftliche, kulturelle, soziale?
- Welche politischen Akteure dominieren den Diskurs?
- Welche Ereignisse stehen als Auslöser hinter der Berichterstattung?
ad 2: Wie gross ist der Einfluss der aussenpolitischen Öffentlichkeitsarbeit des EDA auf die massenmediale Berichterstattung? Um dies zu klären, wurden Pressemitteilungen und/oder Pressekonferenzen des EDA als externe Bezugspunkte des Mediensystems in die Untersuchung miteinbezogen. Dies ermöglichte die Verarbeitung durch das Mediensystem fallweise zu analysieren. Auf diese Weise sollte ein Beitrag zur Klärung der Frage geleistet werden, inwiefern das Mediensystem als sogenannte "Vierte Gewalt" im aussenpolitischen Diskurs eine eigenständige Rolle spielt oder wieweit das Mediensystem hauptsächlich als Plattform zur Darstellung der verschiedenen in der Aussenpolitik involvierten Akteure wie Bundesrat, Behörden, Parlamentarier u.a. Instanzen fungiert. Hinsichtlich des Inhalts und des Einflusses der aussenpolitischen Öffentlichkeitsarbeit des EDA auf die massenmediale Berichterstattung waren u.a. die folgenden Fragen zu klären:
- Welcher Stellenwert kommt der Regierung und den Behörden im Rahmen der aussenpolitischen Berichterstattung zu?
- Wie transformieren die Medien die Informationen der Behörden? Gibt es beispielsweise eine Tendenz zur Personalisierung der behördlichen Aussagen?
- Wie "mediengerecht" sind die behördlichen Informationen aufbereitet? Besteht ein Zusammenhang zwischen der mediengerechten Aufbereitung und der Übernahme der Information durch die Massenmedien?
- Wie gross ist die redaktionelle Eigenleistung? Variiert sie nach der Art des Ereignisses? Gibt es Unterschiede zwischen den Medien?
ad 3: Welche Faktoren im System Journalismus beeinflussen die aussenpolitische Berichterstattung? Hier sollte fallweise geklärt werden, weshalb ein bestimmtes Thema so und nicht anders behandelt wurde und weshalb das EDA mit seiner Informationsarbeit im einen Fall erfolgreich war und im andern nicht. Bezüglich der Redaktionsroutinen, der Arbeitssituation sowie der aussenpolitischen Einstellungen der Journalisten wurde deshalb folgenden Fragen nachgegangen:
- Auf welche Quellen stützen sich Journalisten (auf EDA, Politiker, andere Medien)?
- Wann wird mehr Eigenrecherche betrieben, wann weniger? Wann baut das System Journalismus in den untersuchten Fällen Widerstände gegen die Instrumentalisierungsversuche des EDA und andere Akteure auf?
- Wie beeinflusst die fallspezifische Einstellung der Journalisten die Berichterstattung?
- Unter welchen Arbeitsbedingungen entstehen die Berichte?
- Welche Ziele verfolgen die Redakteure bei den Berichten und wie beurteilen sie ihren Einfluss?