Sicherheits- und Bedrohungsempfinden:
Das allgemeine Sicherheitsempfinden und die Beurteilung der Zukunftsaussichten der Schweiz sind 1997 im Vergleich zum Vorjahr von einer relativ grösseren Zuversicht gekennzeichnet. Die '97er Stimmung ist aber nach wie vor nicht mehr von jenem Optimismus geprägt, der das Jahr 1995 charakterisiert hatte. Diese positive Stimmung wird von einer im Trend stabilen skeptischen Einschätzung der weltpolitischen Lage relativiert. Es überwiegen - wie schon 12 Monate zuvor - mehrheitlich weltpolitisch pessimistische Erwartungen für die nächsten Jahre.
Sicherheitspolitische Aspekte der internationalen Kooperation:
Im Vergleich zu den Vorjahren sind die Befürworterinnen und Befürworter eines Beitritts der Schweiz zur NATO und zur UNO leicht im Aufwind, nicht so aber die Sympathisanten einer Öffnung der Schweiz Richtung Europa. Die Anteile jener, die eine autonome Öffnung der Schweiz ohne institutionelle Bindungen gutheissen, haben trendmässig leicht zugenommen. Dagegen hat sich die Zustimmung für eine autonome Politik der Schweiz unter Verzicht auf internationale Bindungen etwas abgeschwächt. Diese Tendenz zu einem Mehr an Öffnung der Schweiz ist statistisch signifikant, darf aber nicht überbewertet werden. Sie kann (noch) nicht als anhaltender Trend bezeichnet werden. Als "pièce de résistence" für eine Intensivierung der internationalen Kooperation dürfte sich weiterhin die schweizerische Neutralität herausstellen. Als prinzipielle Staatsmaxime erfährt diese eine unverändert hohe Zustimmung. Eine Erosion der diesbezüglichen Haltung, die eine Trendwende ankündigen könnte, ist derzeit (noch) nicht in Sicht. Etwas schwächer, aber immer noch mehrheitlich fällt die Zustimmung aus für die differentielle Neutralität.
Schweizerische Sicherheitsautonomie:
Das Bewusstsein für eine steigende internationale Vernetzung sicherheitspolitisch relevanter Zusammenhänge ist bei einer Bevölkerungsmehrheit vorhanden.
Rüstungsausgaben:
Eine knappe Mehrheit ist wie in den Vorjahren der Meinung, die Schweiz gebe zuviel aus für ihre Verteidigung. Die Ausgabenkritik 1997 ist aber nach wie vor schwächer als jene im Zeitraum 1986-1992.
Militärische Landesverteidigung:
Nach dem relativen Tiefpunkt von 1996 erreicht die Zustimmung zur Notwendigkeit der Armee 1997 wiederum die 70% Schwelle.
Sicherheitspolitisches Interesse:
Das sicherheitspolitische Interesse ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Das Fehlen von verteidigungspolitischen Ereignissen während der Befragungsperiode scheint die These zu bekräftigen, wonach aktuelle Ereignisse ein temporär überdurch-schnittliches Interesse an Sicherheitspolitik zu wecken vermögen.