Die Epistemologie der Praxis: das praktische handlungsorientierte Wissen von Novizen- und Experten-LehrerInnen

Ref. 4229

  

Méthodes

Méthode de collecte

Fallorientierte Ethnographieforschung: Bei meinem geschilderten Forschungsprojekt gelingt der interpretativ-qualitative Ansatz der ethnographischen Methode zur Anwendung, deren Ursprung in der Forschungstradition der nordamerikanischen Kulturanthropologie verankert ist. Es ist eine Forschungsmethode, welche jene Prozesse und Zusammenhänge aufdecken hilft, die mittels Eintauchen in die Dynamik einer sozialen Entität – mittels teilnehmender Beobachtung – gründet. Die ethnographische Methode, welche jene sozialen Theorien entdecken will, die in den teilnehmenden Beobachtungen real existierender menschlicher Lebewesen gründet, ist eine jener Erhebungsmöglichkeiten, die im Vergleich zur konfirmatorischen Forschungstradition dem Untersuchenden erlaubt, Fragen zu stellen und Antworten zu erkunden, deren Stossrichtung auf der Erkundung tatsächlicher Vorkommnisse basieren und weniger auf vorgefassten Meinungen und Kategorien des Forschers. Dabei kann die Arbeit eines Ethnographen auf einer allgemeinen Ebene mit Agar (1986) als "... ethnographers set out to show how social action in one world makes sense from the point of view of another" definiert werden, wobei insbesondere mit teilnehmender Beobachtung und explorativen Interviews gearbeitet wird, um beispielsweise herauszufinden, was es heisst, ein 'Mitglied' dieser oder jener besonderen sozialen Gruppierung zu sein. Als mittelbares Einflussfeld kann auch die Bestätigung von Forschungsresultaten sowie die Koordinierung pädagogisch relevanter Forschungsinhalte genannt werden. Mögliche Vorteile ethnographischer Untersuchungen sind: - die Absenz der Notwendigkeit von Ausgangs-Konzepten (ein Umstand, der möglicherweise die 'Entdeckung' einer wahrhaft anwendbaren Theorie ermöglicht, weil diese nicht wirklichkeitsfremd ist); - die Verstehenskongruenz zwischen Forscher und Erforschten bezüglich untersuchten Ereignissen; - die Möglichkeit der Erforschung gerade auch kontroverser Ereignisse, und zwar über Zeit, was meist eine tiefergehende Sichtweise als mittels analytisch-konfirmatorischer Methoden erlaubt. Programmatisch auf Schule und Unterricht bezogen heisst das: Die wohl grösste Einsatzstärke der Ethnographie liegt bei jenen ausgewählten Inhalten vor, in denen Lehrpersonen angeblich die grösste Vertrautheit aufweisen. Den herkömmlichen Vertrautheiten werden dann nämlich möglicherweise neue Erkenntnisse entgegengesetzt. Bezüglich der beobachteten Ereignisse werden extensive Notizen festgehalten und anschliessend kodifiziert, um so eigentliche Ereignis-Muster herauszufinden. Mittels Interviews, die vorerst eher unstrukturiert sind, werden die sorgfältig ausgesuchten Expertenlehrpersonen über bestimmte Ereignisse befragt. Dies führt in einem zweiten Schritt zu strukturierteren Fragen über die Wirklichkeitskonstruktion der Informanten. Der qualitative Ansatz, dem also meine Arbeit methodologisch verpflichtet ist, geht davon aus, dass der individuelle, lokale Faktor einer Schule konstituierend die Persönlichkeit, den Charakter, d. h., die Vergangenheit und die Zukunft eines Lehrers an dieser Schule, beeinflusst. Mittels ethnographischem Annähern, das mit dem Grundelement 'teilnehmende Beobachtung' methodisch der Welt eines Lehrers sehr nahesteht, wird dem 'Untersuchungssubjekt' gegenüber eine neue Verantwortung geäussert, womit Spurenelemente 'wissenschaftlicher Kolonisierung' ausradiert werden sollen. Die vorliegenden ethnographischen Untersuchungen beinhalten somit vergleichende Einzelfallstudien, wobei deren Vorteil darin besteht dass durch das eigene 'Eintauchen' der Lehrerstudierenden in die Dynamik einer sozialen Entität möglicherweise jene Prozesse und Ereignisse bei den Expertenlehrkräften aufgedeckt werden können, die mit klassischen 'Oberflächenmethoden' nicht erfasst werden; denn die vorwiegend beschreibende Komponente dieser Porträt-Ethnographien vermag bisher wissenschaftlich unerreichte Tiefenstrukturen aufzugreifen, die mit herkömmlichen Methoden nur ungenügend beleuchtet worden sind. Damit sollen Lehrpersonen Forschung nicht mehr 'erleiden', sondern als intellektuell autonome Partner in den gesamten Forschungsprozess miteinbezogen werden. Der Ansatz löst einen Abwägungsprozess aus, der zu einer gewissen Emanzipation der Praktiker führen kann: Lehrpersonen empfinden die Mitarbeit während des Forschungsprozesses als ein Loslösen von gewissen unsichtbaren Zwängen und Einschränkungen, denen sie als 'Datenlieferanten' ausgesetzt gewesen sind. Sie erfahren dies aber auch als ein Loskoppeln von abstrakten oder stereotypen Annahmen über den Beruf – sei es aus der Ecke der Forschung oder aus breiten Kreisen der Bevölkerung. Eine Forschungsarbeit mit den Lehrern zusammen – statt an ihnen – vermag schliesslich deren professionellen Status zu heben. Zudem ist der Bedeutungsgehalt, welcher in einem solchen kollaborativen Prozess der engen Zusammenarbeit geschaffen wird, wo Ideen, Konzepte, Analysen, Interpretationen und Gespräche ausgetauscht werden, ein geteilt

Modes de collecte

-