Der Versuch zur ärztlichen Verschreibung von Betäubungsmitteln an Heroinabhängige (PROVE) war definiert als wissenschaftlicher Versuch mit dem Ziel, neue Ansätze in der Behandlung Drogenabhängiger zu erproben und wissenschaftlich auszuwerten. Hintergrund für den Entscheid, Verschreibungsversuche mit Heroin, Morphium und Methadon durchzuführen, war die hohe Zahl von Drogenabhängigen in der Schweiz und das damit verbundene hohe Ausmass an gesundheitlichen und sozialen Problemen. Zielgruppe war vor allem von opioidabhängige Personen, die mit bisher zur Verfügung stehenden Behandlungsmethoden nicht erfolgreich behandelt oder überhaupt nicht erreicht werden konnten. In einer ersten Phase von 1994 bis 1997 untersuchte die Begleitforschung insbesondere die Machbarkeit dieser neuen Behandlungsform sowie deren globale Wirksamkeit.
Dabei wurde vor allem überprüft, inwiefern und unter welchen Bedingungen die Verschreibungsversuche machbar sind, wie das Kosten-Nutzenverhältnis aussieht; ob Heroinabhängige, die von bisher verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten nicht oder nicht mit ausreichendem Erfolg erreicht wurden, einer Behandlung zugeführt werden können; ob Verbesserungen der gesundheitlichen und sozialen Lage der Versuchsteilnehmerinnen und -teilnehmer erzielt werden können, einschliesslich Verminderung des Risikoverhaltens und einschliesslich eines möglichen Ausstiegs aus der Sucht; ob zusätzliche Erkenntnisse und Grundlagen über die Wirkungsweise von Betäubungsmitteln und über deren Eignung zu Substitutionszwecken gewonnen werden.
Die Begleitevaluation lieferte Grundlagen um zu prüfen, ob die Einführung dieses neuen Behandlungsansatzes möglich und unter welchen Bedingungen empfehlenswert ist. Ausgehend von der Annahme, dass die medizinische und psychosoziale Begleitbehandlung wesentlich zur Wirksamkeit der heroingestützten Behandlung beitragen kann, fokussierte die in den Jahren 1998 und 1999 durchgeführte Forschung die medizinische und soziale Begleitbehandlung in der heroingestützten Therapie. Im Jahr 2000 wurde die heroingestützte Behandlung vom Studienbetrieb in die Routinebehandlung überführt.
Um die Basis für die zukünftige Erforschung der heroingestützten Behandlung zu erhalten und die nötigen Grundlagen für weitere Untersuchungen zu sichern, wurde ein Monitoringsystem aufgebaut. Auf diese Weise werden weiterhin aktuelle Daten zur heroingestützten Behandlung, insbesondere auch zum Behandlungsverlauf, verfügbar sein. Ende 2000 startete eine Nachbefragung bei denjenigen Personen, die in der Anfangsphase in die heroingestützte Behandlung (damals: ärztliche Verschreibung von Betäubungsmitteln PROVE) eingetreten sind, unabhängig davon, ob sie sich noch in Behandlung befinden oder nicht.
Die Befragungen erfolgten rund 6 Jahre nach Eintritt. Dabei interessiert vor allem, wie sich die heroingestützte Behandlung über längere Zeiträume auf die Lebenssituation von Konsumenten illegaler Drogen auswirkt, und was erreicht worden ist. Im Zentrum dieser Untersuchung steht die Frage, wie sich die soziale und gesundheitliche Situation sowohl der Patienten als auch der Ausgetretenen entwickelt hat, und ob die bisher festgestellten positiven Auswirkungen der heroingestützten Behandlung andauern. Die Fragestellung umfasst die drei Themenkomplexe Lebensqualität, Behandlung und Zukunftsperspektiven sowie die Motivation zur Verhaltensänderung. Besondere Beachtung fanden die Langzeitverläufe problematischer Patientengruppen wie Kokainkonsumenten und HIV-Positive finden.
Im Jahr 2001 fand bei den Neueintritten eine Untersuchung über die psychiatrische Komorbidität von Patienten der heroingestützten Behandlung statt. Im Rahmen der Studie wurden u.a. die Prävalenz von psychiatrischen Störungen, deren Zusammenhang mit sozialen und somatisch-medizinischen Eintrittsdaten sowie die Eignung verschiedener psychodiagnostischer Instrumente untersucht. Die Resultate dieser Untersuchung sollen Hinweise bezüglich einer angemessenen Behandlung psychiatrischer Doppeldiagnosenpatienten geben. Auf den Ergebnissen basierend soll ein Behandlungskonzept entwickelt werden mit dem Ziel, Komorbidität in den Behandlungszentren besser handhaben und therapieren zu können.