Der Autor dieser Doktorarbeit zeichnet die Gründung und die Entwicklung des Blindenschulwesens im Kanton Zürich auf. Eine Zürcher Blindenschule – die erste derartige Schule in der Schweiz – wurde 1809 gegründet und öffnete ihre Pforten Anfang des Jahres 1810. Ihre Gründung war das Werk der "Zürcherischen Hülfsgesellschaft", einer wohltätigen Organisation, die am Ende der kriegerischen Ereignisse der Jahre um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert auf die Suche nach neuen Betätigungsfeldern gegangen war. Im Jahr 1826 wurde die Blindenschule mit der Taubstummenschule zusammengelegt. Erst hundert Jahre nach der Gründung der Blindenschule, 1909 also, gingen die beiden Schulen von privaten in öffentliche Hände über. Im Lauf der zwanziger und dreissiger Jahre dieses Jahrhunderts sanken die Schülerzahlen der Blindenabteilung beträchtlich; dies hatte zum Teil mit der Eröffnung von Sonderklassen für Sehschwache zu tun, teils aber auch mit der Gründung konkurrierender Institutionen. Da auch der Direktor der beiden Schulen sich bemühte, die Blindenabteilung loszuwerden und bloss die Taubstummenabteilung weiterzuführen, kam es im Jahr 1941 zur Schliessung der Zürcher Blindenschule – gegen den Widerstand der betroffenen Eltern. Die blinden Kinder mussten sich danach nach Spiez, im Kanton Bern, begeben, um eine ihnen entsprechende Schulbildung zu erhalten. Die folgenden beiden Jahrzehnte waren von den Bemühungen einer Selbsthilfegruppe von Eltern gekennzeichnet, den Entscheid von 1941 zu korrigieren, wobei sie auf hartnäckigen Widerstand der Behörden stiessen. Erst seit Beginn des Schuljahres 1960/61 besteht im Kanton Zürich wieder ein Schulangebot für blinde und stark sehschwache Kinder.
Der Autor legt bei seiner Darlegung der Geschichte der Institution Blindenschule starkes Gewicht auf die sozialen und politischen Hintergründe der Ereignisse.