Stellenmarkt-Monitor Schweiz

Ref. 11998

Description générale

Période concernée

1950 – Gegenwart

Région géographique

Informations géographiques additionnelles

Deutschsprachige Schweiz ab 1950, gesamte Schweiz ab 2001

Résumé

Der Stellenmarkt-Monitor Schweiz (SMM, www.stellenmarktmonitor.uzh.ch) widmet sich der systematischen Beobachtung und Analyse des schweizerischen Stellenmarkts. Zu diesem Zweck hat der SMM eine bis ins Jahr 1950 zurückreichende Erhebungsreihe zum Stellen-angebot der Schweizer Wirtschaft aufgebaut. Die Erhebungen stützen sich auf repräsen-tative Zufallsstichproben von Stelleninseraten, die jeweils alle zu einem gegebenen Zeitpunkt bedeutenden Inserierungskanäle abdecken. Das ursprünglich retrospektiv angelegte Projekt ist 2001 in ein nahtlos anschliessendes prospektives Monitoring des Stellenmarktes unter Einschluss von Online-Inserierungs-medien überführt worden. Die anfänglich auf die deutschsprachige Schweiz beschränkten Inserate-Erhebungen sind zudem ab 2001 stets gesamtschweizerisch durchgeführt worden. Im Rahmen der Inserate-Erhebungen werden erstens die Inserate im Volltext erfasst, um so textbasierte, auch qualitative Analysen der Entwicklung des Stellenangebots zu ermöglichen. Zweitens werden die in den Inseratetexten enthaltenen Angaben zu den Anforderungen und Merkmalen der ausgeschriebenen Stelle, zur gesuchten Person und zum inserierenden Unternehmen mittels standardisierter Verfahren erfasst und so für quantitative statistische Analysen aufbereitet. Die geschaffene Datenbasis eröffnet somit qualitativ und quantitativ arbeitenden Sozialwis-senschaftlern vielfältige neue Möglichkeiten zur Analyse langfristiger wie aktueller Entwick-lungen im Schweizer Arbeitsmarkt. Dies gilt offensichtlich für Entwicklungen in Umfang und Struktur des Stellenangebots und des Qualifikationsbedarfs der Schweizer Wirtschaft. Dar-über hinaus eröffnet sich ein breites Spektrum von neuen Forschungsmöglichkeiten, sobald die SMM-Datenbasis mit Daten aus anderen Quellen (TREE, SAKE, usw.) verknüpft wird.

Résultats

a) Betrieblicher Qualifikationsbedarf und Strukturwandel Die Analysen des SMM zeigen über die letzten 60 Jahre stetig steigende Anforderungen an die formale Qualifikationen und darüber hinaus an Berufserfahrung, Weiterbildung und Soft Skills (Sacchi, Salvisberg & Buchmann 2005; Salvisberg 2008a, 2010a). Diese Entwicklung führt zu einem stark schrumpfenden Arbeitsmarkt für Geringqualifizierte und einen sich mehr und mehr akzentuierenden Nachfrage-Überhang am obersten Ende des Qualifikationsspektrums. Die Hauptkräfte hinter dem ungebrochen starken Anstieg der betrieblichen Anforderungen sind erstens die Tertiarisierung und der damit verknüpfte Wandel der Unternehmenspopulation und zweitens die Diffusion der Informations-technologie, mit ab 1980 zusehends beschleunigender Wirkung auf den Anstieg der Qualifikationsanforderungen (ebd.). Die wachsenden Anforderungen bieten insgesamt auch die plausibelste Erklärung für die längerfristige Zunahme der Arbeitslosigkeit von Neuabsolventen einer Berufsbildung (vgl. Sacchi & Salvisberg 2011a, 2011b, 2014). b) Arbeitsmarktchancen und Mobilitätprozesse Die Anforderungen in den Stellenangeboten bezüglich Qualifikationen und anderer Merkmale definieren für die Stellensuchenden den Opportunitätsraum potenziell zugänglicher Stellen. Durch die Verknüpfung der Stellendaten mit Mikrodaten von Erwerbspersonen lassen sich die Auswirkungen dieser Opportunitäten auf den individuellen Berufsverlauf untersuchen. Mit diesem Ansatz konnte aufgezeigt werden, wie das Angebot an potenziell in Frage kommenden Stellen zwischen Erwerbspersonen mit unterschiedlichen Qualifikationen und Individualmerkmalen variiert (Kriesi, Buchmann und Sacchi 2010), wie es die Transitionen in die Selbständigkeit beeinflusst (Buchman, Kriesi und Sacchi 2009) und wie es sich auf Erwerbsunterbrechungen und spätere Wiedereintritte von Frauen und Männern auswirkt (Kriesi 2006). Eine Studie zur Bedeutung unterschiedlicher Typen von Job Opportunitäten für berufliche Aufstiegs-, Abstiegs- und laterale Mobilität zeigt, dass die Häufigkeit und Richtung individueller Statusmobilität in einem bemerkenswerten Ausmass von der Statusverteilung der vakanten Positionen innerhalb jener berufsfachlichen Subsegmente des Arbeitsmarkts abhängt, die aufgrund der absolvierten Berufsausbildung potenziell zugänglich sind (Buchmann, Kriesi & Sacchi in preparation). Eine Reihe von Studien zeigt weiter unter Einbezug verschiedener Individualsätze die grosse Bedeutung individueller Job Opportunitäten für die erfolgreiche Arbeitsmarktintegration beim Übertritt von der Ausbildung in die Erwerbstätigkeit auf (Buchs in preparation, Bundel und Buchmann in preparation, Müller, Bundel und Buchmann in preparation). Insgesamt weist die empirische Evidenz auf eine sehr hohe Bedeutung der Arbeitsmarktopportunitäten für Mobilitäts- und Stratifizierungsprozesse hin. c) Segregation nach dem Geschlecht und betriebliche Hiring-Preferences Über die letzten 60 Jahre zeigt sich eine deutliche Zunahme des Anteils geschlechtsneutral formulierter Stellenausschreibungen. Am Beispiel des Gastgewerbes konnte gezeigt werden, wie sich dabei langfristig auch die Muster der vertikalen Segregation verändern und sich ins-besondere der Arbeitsmarkt für Führungspositionen zunehmend für Frauen öffnet (Salvisberg 2004). Von besonderem Interesse ist dabei, ob die beobachtete Zunahme von neutral formulierten Anzeigen auf einen echten Wandel der berufsspezifischen Hiring-Preferences zurückgeht oder bloss eine äusserliche Anpassung der Unternehmen an ein kulturelles Leitbild der Chancengleichheit der Geschlechter darstellt. Eine explorative Analyse von kombinierten Anzeigen- und Volkszählungsdaten hat dabei gezeigt, dass im Querschnitt ein enger Zusammenhang zwischen der faktischen und der in den Anzeigen ersichtlichen Segregation besteht und dass im Längsschnitt ein Rückgang der 'männlichen' Anzeigen in einem Beruf auch eine deutliche Entsegregierung nach sich zieht. In den Anzeigen wird also ein faktisch folgenreicher Wandel der betrieblichen Einstellungspräferenzen sichtbar (Buchmann 2011). d) Methodologische Befunde zur Qualität der Daten Buchs und Sacchi (2012) konnten erstens zeigen, dass der Stellenmarkt-Monitor durch-schnittlich 75 Prozent der vakanten Positionen erfasst. Insbesondere Positionen, die schwierig zu besetzen und bei denen Nachfrageüberhang herrscht, werden disproportional häufig ausgeschrieben und sind so im Monitoring gut repräsentiert. Wiederholte und extensive Tests zeigen zweitens eine hohe Interkoderreliabilität der Verkodung der Stellenausschreibungen (Salvisberg 2004; Buchs & Müller 2014). Drittens kommen verschiedene Analysen zum Schluss, dass die externe Validität der Daten sehr hoch ist, insbesondere bezüglich der Arbeitskräfte- und Qualifikationsnachfrage der Unternehmen (Sacchi, Salvisberg und Buchmann 2005: 113f und Appendix A-C; Sacchi 2007; 2008; Sacchi und Salvisberg 2011b: Appendix C).