Hintergrund der Studie:
Menschen mit einer Behinderung erhalten von der Invalidenversicherung mit den zusätzlichen Angeboten der 5. IV-Revision vielfältige Unterstützungen bei der beruflichen Eingliederung mit dem Ziel einen IV-Rentenbezug zu verhindern. Nach der Zusprache einer IV-Rente, stellt die Invalidenversicherung jedoch ihre Bemühungen für eine Wiedereingliederung ein. Erst beim Revisionsverfahren kann bei günstiger Prognose eine berufliche Wiedereingliederung mit beruflichen Massnahmen wieder geprüft werden. Aktuell weist die Invalidenversicherung einen hohen Bestand an IV-Rentenbezügern mit hoher Bezugsdauer aus. Zur Vermeidung solch langer Bezugsdauern ist der Ansatz des Suppoerted Employment gerade bei Menschen mit psychischen Erkrankungen, die rund die Hälfte der Bezüger ausmachen, für die Reintegration vielversprechend. Bei einer Unterstützung von psychisch behinderten Menschen mit einer IV-Rente kann deshalb mit diesem Coaching-Ansatz der Verbleib oder die Rückkehr in den Arbeitsmarkt begünstigt werden. Zu untersuchen ist dabei die Frage, ob es gelingen kann, mit SE einen messbaren Erfolg auf die Leistungen der Invalidenversicherung, die psychosoziale Integration der Betroffenen und die Leistungen anderer öffentlicher und privater Systeme der sozialen Sicherung zu erreichen.
Fragestellung, Studienpopulation:
Die wesentliche Forschungsfrage ist, ob IV-Neurenter, die aufgrund einer psychischen Störung eine volle IV-Rente oder eine IV-Teilrente erhalten haben, durch die Massnahmen des Individual Placement and Support (IPS) besser in der ersten Arbeitsmarkt integriert werden als IV-Neurentner, die diese Coaching nicht erhalten. Im weiteren sollen die Auswirkungen auf dem Gesundheitszustand, die Lebensqualität, Gesundheitskosten sowie Stigma- Parameter untersucht werden. Die Studienpopulation besteht aus insgesamt 250 IV-Neurentner, die hälftig nach dem Zufallsprinzip auf eine Interventions- und eine Kontrollgruppe aufgeteilt werden.
Hypothesen:
1.) Job Coaching nach dem Prinzip Individual Placement and Support (IPS) kann dazu beitragen, IV-Neurentner, die aufgrund einer psychischen Störung berentet oder teilberentet sind, am 1. Arbeitsmarkt zu platzieren.
2.) In der Interventionsgruppe (relativ zur Kontrollgruppe) werden sich folgende Veränderungen zeigen:
- eine Verbesserung des Gesundheitszustandes
- eine Verbesserung der Lebensqualität
- eine Verringerung der Gesundheitskosten
- eine Verringerung von Selbststigma
- eine Erhöhung des Selbstwertgefühls
- eine Verringerung der kognitiven Bewertung von Stigma als Stressor
- eine Erhöhung der Recovery-Orientierung
Betroffener Zielparameter:
Das Ziel der Intervention ist erreicht, wenn ein IV-Rentner einen Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt angetreten hat. Bei einem IV-Teilrentner, der noch in Arbeit ist, ist das Ziel der Erhalt des Arbeitsplatzes, ein weiterer Zielparameter ist der Ausbau des Beschäftigungsgrades. Methode/Design: Es handelt sich um eine randomisierte kontrollierte Studie. Die Studie soll mit insgesamt 250 Probanden (125 in der Interventionsgruppe, 125 in der Kontrollgruppe) durchgeführt werden. Die Teilnehmenden der IPS-Intervention werden zum Job Coaching aufgeboten. Die Kontrollgruppe erhält keine Behandlung. Die geplante Dauer für die Studienteilnehmer beträgt zwei Jahre mit insgesamt fünf Interviews im Abstand von sechs Monaten. Zur Effektivitätsprüfung der Intervention wird eine zweifaktorielle Varianzanalyse mit den Faktoren "Gruppenzugehörigkeit" (Interventions- vs. Kontrollgruppe) sowie Outcome (Beschäftigung ja/nein) durchgeführt. Als Hauptkriterium für die Varianzanalyse dient die Anzahl der erreichten Arbeitsstellen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Um die Wirkung der Intervention messen zu können, werden bei allen Teilnehmenden verschiedene interviewbasierte Instrumente eingesetzt: Soziodemographische Daten, Gesundheitszustand, Versorgungsbedarf, Autonomie, Lebensqualität, soziale Integration und Behandlungskosten.
Studienablauf:
Durch die IV-Stelle Zürich werden Einladungsschreiben zu Informationsveranstaltungen versandt. Die Teilnahme ist freiwillig. An der jeweiligen Informationsveranstaltung wird das Projekt durch Projektmitarbeitende vorgestellt. Interessierte IV-Neurentner tragen sich an der Informationsveranstaltung in eine Liste ein und werden dann durch die Projektmitarbeitenden randomisiert. Anschliessend erfolgt die Mitteilung des Ergebnisses der Randomisierung. Alle Teilnehmer werden zu einem ersten Interview aufgeboten. Die Teilnehmenden der IPS-Intervention werden zum Job Coaching aufgeboten.