Mancherorts in der Deutschschweiz wird über die Sprache gestritten, die im Kindergarten gesprochen werden soll - ob Standarddeutsch oder der lokale Dialekt. In Liestal, der Hauptstadt des Kantons Basel-Landschaft, haben die Schulbehörden zu dieser Frage mit Unterstützung des Kantons einen Schulversuch gestartet, in welchem an drei verschiedenen Kindergärten ein anderer Ansatz gewählt wurde. Mit der wissenschaftlichen Begleitung wurde die Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz beauftragt. In allen diesen drei Kindergärten ist der Anteil an Kindern nichtdeutscher Muttersprache hoch. In einem Kindergarten war die Hochsprache eher die Ausnahme. Im ersten Kindergarten wurde in definierten Situationen Hochsprache gesprochen, vor allem in formellen Situationen, bei Anweisungen, Erläuterungen usw. an alle oder an Gruppen; Hochdeutsch galt so während 60 bis 90 Minuten der täglichen 180 Minuten Unterricht. Im zweiten war Standardsprache eher die Ausnahme (etwa 30 Minuten auf 180); sie wurde nur von einer Handpuppe gesprochen, die beispielsweise eine Geschichte erzählte. Für den dritten Kindergarten galt: Standardsprache im gesamten Unterricht, wobei auch hier kleine Abweichungen vorgesehen waren, etwa bei Liedern oder sehr lokalspezifischem Vokabular. Die teilnehmenden Kindergärtnerinnen waren alles Freiwillige. Die Studie kommt zum Schluss, in Klassen mit überwiegend geringen Deutschkenntnissen sei vorzugsweise der gesamte Unterricht in Standardsprache zu erteilen. Zur Vermittlung der lokalen Mundart und alltagssprachlicher Routinen (z. B. Bitte und Dank) sowie des traditionellen Vers- und Liedgutes seien klar definierte "Mundartfenster" vorzusehen. Sind die Deutschkenntnisse einer Gruppe fortgeschritten, empfiehlt es sich, die Standardsprache in geführten Sequenzen einzusetzen, also im Kreis oder bei Erläuterungen und Anweisungen.