Découvrez les nouvelles fonctionnalités de la version 4.0.

Intervention zur Förderung von Sozial- und Selbstkompetenzen in der Schule

Ref. 10630

Description générale

Période concernée

2011 - 2012

Région géographique

-

Informations géographiques additionnelles

Kanton Aargau

Résumé

Disziplinprobleme im Unterricht bilden nicht nur eine grosse Belastung für Lehrpersonen, sondern sie weisen auch auf geringe Sozial- und Selbstkompetenzen von Schülerinnen und Schülern hin. Kinder und Jugendliche mit hohen Sozial- und Selbstkompetenzen werden von Gleichaltrigen akzeptiert und sind sozial eingebunden. Diese Kompetenzen bilden eine wichtige Bedingung, dass Jugendliche im Unterricht produktiv lernen, sich in schulischen Selektionsverfahren durchsetzen, schulischen Erfolg zeigen und den Einstieg in die Berufsausbildung und in die Erwerbstätigkeit schaffen (Neuenschwander, Gerber, Frank, Rottermann, im Druck). Daher wurde zur Stärkung der Schule Aargau ein Programm für Jugendliche der Primar- und Sekundarstufe I mit Disziplinproblemen im Unterricht (ab 4. bis 9. Schuljahr) erarbeitet. Die "Intervention zur Förderung der Sozial- und Selbstkompetenzen in der Schule" - kurz InSSel - dient zur sekundären Prävention von Disziplinproblemen und Risikoverhalten bei gefährdeten Kindern und Jugendlichen. Das Programm startete nach einer längeren Entwicklungsphase im Sommer 2011 an Schulen des Kantons Aargau. Dem Programm zugrunde liegen Befunde von Studien und Interventionsprogrammen die zeigen, dass der Aufbau von Sozial- und Selbstkompetenzen als personale Schutzfaktoren Disziplinprobleme reduzieren und die Chance auf eine positive Schullaufbahn erhöhen. Das InSSel-Programm wird an die einzelnen Schulen und Schulstufen angepasst. Mit dem Programm wird kurzfristig das Verhalten und die Einstellungen von Kindern und Jugendlichen im Unterricht verändert und mittelfristig werden die Lehrpersonen dadurch im Unterricht entlastet. Ausserdem werden dadurch die Jugendlichen beim Finden einer Anschlusslösung nach der obligatorischen Schule unterstützt. Diese Ziele sollen durch die Förderung von Sozial- und Selbstkompetenzen (vgl. Neuenschwander & Frank, 2011) erreicht werden, indem ausserhalb des schulischen Unterrichts Massnahmen in Kleingruppen ergriffen werden. Um die problematischen Verhaltensweisen zu reduzieren werden aus systemischer Sicht verschieden wichtige Akteure berücksichtig. Daher setzt sich das Programm aus drei Elementen zusammen. 1) Elterngespräche zu Beginn und am Ende jedes Schulquartals. Das Ziel ist, Grundlagen für eine konstruktive Arbeit in Unterricht und Schule zu erarbeiten und den Eltern Hinweise für die Erziehung ihrer Kinder zu vermitteln. 2) Gruppentraining mit einem Coach: Ausserhalb der Unterrichtszeit werden unter Anleitung eines geeigneten Jugendcoaches Kleingruppensitzungen à 90 Minuten im Wochenrhythmus durchgeführt. In diesem besonderen Training werden einerseits Beziehungen aufgebaut und positive Erlebnisse vermittelt, andererseits Verhaltensziele und Regeln vereinbart. Dieses Training trägt zur Reduktion der Unterrichtsstörungen bei. 3) Lehrpersonenberatung und Unterrichtshospitation: Mittels einer Unterrichtshospitation des Coaches wird mit Fokus auf die Kinder oder die Jugendlichen die Lehrperson beraten und entlastet. Die Lehrperson soll als Fachperson in diesen Prozess einbezogen werden. Es werden pro Schuljahr drei Programmeinheiten angeboten. Die Kinder und Jugendlichen besuchen das Programm in der Regel während eines Schuljahres, es könne jedoch auch einzelne Programmeinheiten besucht werden. Um präzisere Informationen zur Wirkung des InSSel-Programms zu erhalten, und um es auf dieser Grundlage zu optimieren, wird die Startphase (Schuljahr 2011/2012) wissenschaftlich evaluiert. Es soll einerseits überprüft werden, wie das Programm konkret umgesetzt worden ist (Implementation) und andererseits in welchem Ausmass das Programm zur Verhaltensänderung der Jugendlichen beiträgt (Wirkungsprüfung). Die Ergebnisse sollen in die Weiterentwicklung des Programms einfliessen. Literatur: Neuenschwander, M. P. & Frank, N. (2011). Förderung der Sozial- und Selbstkompetenzen in der Schule. Beschreibung eines neuen Interventionsprogramms InSSel. Sozialmagazin, 36(11), 43-49. Neuenschwander, M. P., Gerber, M., Frank, N., Rottermann, B. (2012). Schule und Beruf: Wege in die Erwerbstätigkeit. Wiesbaden: VS-Verlag.

Résultats

Das InSSel-Programm zeigt insgesamt in Bezug auf die Förderung von Sozial- und Selbstkompetenzen von Schülerinnen und Schülern innerhalb eines halben Jahres eine tendenziell positive Wirkung. Diese positiven Veränderungen werden auch in der Beurteilung der Sozial- und Selbstkompetenzen im Zeugnis sichtbar. Durch das InSSel-Programm beginnen die Schülerinnen und Schüler sich stärker mit der Schule zu identifizieren. Bei der Kontrollgruppe steigt im Gegensatz zur InSSel-Gruppe die Störneigung im Unterricht. Bei den Selbstkompetenzen zeigen sich im Vergleich zu der InSSel-Gruppe eine Zunahme der Impulsivität und keine Verbesserung in der Selbstwahrnehmung und Beurteilung der eigenen Gefühle. Bei der Kontrollgruppe verbessert sich die Durchsetzungsfähigkeit stärker als bei der InSSel-Gruppe. Bei den InSSel-Schülerinnen zeigt sich jedoch ein grösserer Anstieg in der Konfliktfähigkeit als bei der Kontrollgruppe. Bei der Zeugnisbeurteilung der Sozial- und Selbstkompetenzen der Kontrollgruppe zeigt sich, im Gegensatz zur InSSel-Gruppe, eine Verschlechterung. Von den Lehrpersonen wird das InSSel-Programm als eher entlastend empfunden. Die Unterrichtsstörungen nehmen aus der Sicht der Lehrpersonen stärker ab als aus der Sicht der Schüler/innen. Gleichwohl ist ihre Zufriedenheit mit dem Programm tiefer als die der Schülerinnen und Schüler. Sie wünschen sich, dass die Eltern noch stärker in das Programm einbezogen werden und ein regelmässiger Austausch mit den Jugendcoaches stattfindet. Die Lehrpersonen schätzen jedoch im Vergleich zu den Schülerinnen und Schülern nach einem halben Jahr InSSel-Programm die Regeleinhaltung der Schüler/innen höher ein. Gesamthaft zeigen die Ergebnisse, dass das InSSel-Programm zu einer tendenziellen Verringerung der Unterrichtsstörungen führt sowie die Sozial- und Selbstkompetenzen von Jugendlichen eher fördert. Weiter verbessern sich durch das Programm die Beziehung zu den Lehrpersonen und die Identifizierung mit der Schule. Tendenziell wurden eher stärkere Wirkungen auf die Selbstkompetenzen gefunden als auf die Sozialkompetenzen. Die Effekte gehen konsistent in die intendierte Richtung, konnten aber inferenzstatistisch nicht überprüft werden. Diese Befunde sind umso bedeutsamer, weil Interventionen zur Förderung von Sozialkompetenzen oft nur kleine oder mässige Wirkung zeigen. Insgesamt hat das Programm die Erwartungen erfüllt, auch wenn noch punktuelle Weiterentwicklungen erforderlich sind. Aktuell haben Jugendcoaches Strategien diskutiert, wie Kinder und Jugendliche die Einhaltung von Regeln und Vereinbarungen nachhaltig üben können.