1. Vorhersage individueller Therapieverläufe für ein problembewältigungs-orientiertes und klärungsorientiertes Behandlungskonzept in der Behandlung von depressiven Störungen und Angststörungen. Im Rahmen eines durch den Schweizer Nationalfonds geförderten einmonatigen Forschungsaufenthalts an der Northwestern University (Prof. Zoran Martinovich, Prof. John Lyons) konnten erste Schritte in Richtung einer Verbesserung der methodischen Grundlagen der oben beschriebenen individuellen Vorhersagemodelle sowie deren diagnosespezifischen Spezifikation erarbeitet werden. Im Anschluss daran ist nun eine umfangreiche Untersuchung und Spezifikation der Vorhersagemodelle für homogene Subgruppen von Patienten geplant und zwar differentiell für ein problembewältigungsorientiertes sowie ein klärungsorientiertes therapeutisches Behandlungskonzept. Die Psychotherapieprozessforschung konnte die Bedeutung unterschiedlicher Wirkvariablen in der Psychotherapie aufzeigen (Grawe, 1998; Schulte & Eifert, 2002). Das unmittelbare Ergebnis aber auch die Realisierung dieser Wirkvariablen in einer therapeutischen Sitzung kann mit Hilfe von Sitzungsbögen, die unmittelbar nach dem Ende jeder therapeutischen Sitzung von den Patientinnen und Patienten ausgefüllt werden, erfasst werden. Das von Grawe (1998) entwickelte allgemeine Modell zur Erkärung und Beschreibung psychotherapeutischer Prozesse und Veränderungen kann als theoretischer Hintergrund entsprechender Sitzungsbögen herangezogen werden. Grawe (1998) hat aus der Fülle der empirischen Forschungsbefunde folgende zentralen Wirkfaktoren extrahiert: (1) Ressourcenaktivierung; (2) Problemaktualisierung; (3) Therapiebeziehung, sowie (4) die Interventionsformen Problembewältigung und Motivationale Klärung. Im günstigsten Falle werden die unterschiedlichen Wirkfaktoren optimal in der Therapie kombiniert. Es macht aberbezüglich des konkreten Vorgehens und der Therapieplanung einen Unterschied, ob ein Therapeut schwerpunktmässig problembewältigende Massnahmen oder Massnahmen zur motivationalen Klärung einsetzt. Dieses Projekt befasst sich daher mit den Interventionsformen: Problembewältigung und Motivationale Klärung. Diese beiden sehr unterschiedlichen Interventionsformen, welche sich einerseits auf eine konkrete Bewältigung bestehender Probleme und andererseits auf den Aspekt der emotionalen und motivationalen Klärung stützen, werden als wesentliche Interventionsstrategien der Psychotherapie unterschiedlich häufig in unterschiedlichen Sitzungen aber auch über die Therapie hinweg in Abhängigkeit von den Behandlungszielen der Patientinnen und Patienten eingesetzt (Grawe, 1998). Es liegt bisher sehr wenig differentielles Wissen vor, inwieweit bei bestimmten Patienten eher klärungs- oder eher problemorientiert gearbeitet werden sollte, insbesondere in Abhängigkeit von den Therapiezielen, welche zu Beginn der Therapie formuliert wurden. Genau dies soll aber mit neuen Methoden untersucht und es sollen differentielle Handlungsregeln erarbeitet werden. Es konnte für dieses Projekt eine Kooperation mit der psychotherapeutischen Praxisstelle der Universität Bern (Prof. Klaus Grawe) sowie der psychotherapeutischen Ambulanz der Universität Bochum (Prof. Dietmar Schulte) verabredet werden. In beiden Einrichtungen werden Sitzungsbögen zur kontinuierlichen Erhebung der beiden Interventionsformen der Problembewältigung und Motivationalen Klärung eingesetzt. In einem ersten Schritt wird anhand der relevanten Ausgangsbedingungen bestimmt, welche Patienten in dem bereits vorhandenen Datensatz dem neuen Patienten am ähnlichsten sind und dies getrennt für Therapien in denen schwerpunktmässig problemorientiert und solchen in denen schwerpunktmässig klärungsorientiert gearbeitet wurde. Dieser Interventionsschwerpunkt soll dabei auch mit den jeweils zu Beginn der Therapie formulierten Therapiezielen übereinstimmen. Die Bestimmung der Ähnlichkeit geschieht zum Beispiel über die Berechnung einer Matrix von Euklidischen Distanzen zwischen allen Patienten (vgl. z.B. Ostrander, Weinfurt, Yarnold, & August, 1998). In einem weiteren Schritt werden die ähnlichsten Patienten ausgewählt um ein Vorhersagemodell mit Hilfe von Wachstumsanalysen (Random Regression Models; Bryk & Raudenbush, 1992) für diese homogenen Gruppen mit differentiell problembewältigungsorientiertem oder klärungsorientiertem Vorgehen und entsprechenden Therapiezielen zu erstellen. Der Verlauf eines neuen Patienten kann nun mit dem Verlauf dieser homogenen Vergleichsgruppen von Patienten (welche bereits behandelt wurde und im Datensatz vorhanden sind) verglichen werden. Auf diese Weise kann untersucht werden, inwieweit in Therapien, die bezüglich der anfänglichen Therapieziele und den durchgeführten Interventionen übereinstimmten, bessere Vorhersagen für die jeweilige Bedingung vorlagen. Bei einer Übereinstimmung von Therapiezielen und vorhersagekonformen Interventionsmassnahmen sollten bessere Therapieergebnisse erzielt werden. Zu Prüfzwecken werden auch