In methodischer Hinsicht steht die laufende Studie in der Tradition verschiedener Untersuchungen zur Lehrerbiographie, wie sie in jüngster Zeit in der Schweiz durchgeführt worden sind, insbesondere die Westschweizer Studie in den Kantonen Genf und Waadt von Huberman (1989) und die Zürcher Studie von Hirsch, Ganguillet und Trier (1990). Ein für die Bearbeitung der Fragestellung bedeutsamer Unterschied zu den genannten Studien zeigt sich in der Stichprobengewinnung: So wird mit einem umfassenden Screening mittels schriftlicher postalischer Befragung eine fundierte Grundlage zur hypothesengeleiteten Auswahl der Interviewpartnerinnen und -partner geschaffen, wobei explizit auch Berufsaussteigende miteinbezogen werden. Dies ermöglicht eine für die Untersuchung des Belastungs- und Bewältigungsprozesses erweiterte Perspektive, die methodisch sowohl mittels standardisierter wie offener Befragungsformen umgesetzt werden soll. Das allgemeine Vorgehen lässt sich in drei Phasen unterteilen:
a) Schriftliche Befragung
Für die schriftliche Befragung wurde eine Vollerhebung in vier Patentierungskohorten angestrebt. Dazu sind über Klassenlisten, Ehemaligen-Vereinigungen sowie Seminarlisten die persönlichen Adressen weitmöglichst aktualisiert worden. Mittels einem standardisierten und postalischen Befragung (November 2002) wurden die Probandinnen und Probanden zu ihrer beruflichen Laufbahn befragt. Die schriftliche Befragung dient im Sinne eines Screenings als Grundlage für die hypothesengeleitete Auslese der mündlichen Befragung (theoretisches Sampling), erfasst relevante Angaben zu den einzelnen Personen in Ergänzung zu den Interviewdaten und lässt eine erste Darstellung von Karriereverläufen auf der Basis von quantitativen Daten zu.
b) Mündliche Befragung
Aus dem Rücklauf der schriftliche Befragung wurde wie erwähnt eine zweite Stichprobe von 171 Personen gebildet. Mittels persönlichen Interviews wurden die Ergebnisse der schriftlichen Befragung vertieft und erweitert, wobei Fragen der Belastung und Bewältigung, personale und soziale Ressourcen der Verarbeitung von Beanspruchung, Berufszufriedenheit sowie Formen der Relationierung von beruflicher und privater Karriere im Vordergrund stehen. Die persönlichen Gespräche, welche im Zeitraum vom August bis November 2003 stattfanden, waren durch eine erste, weitgehend offene ("narrative") und eine zweite, stärker standardisierte ("fokussierte") Interviewmethode gekennzeichnet.
c) Ergänzungsstudie
Zur Validierung und Erweiterung der oben genannten Daten ist im Rahmen des Projekt eine Ergänzungsstudie bei denjenigen Studierenden der Lehrerinnen- und Lehrerbildung des Kantons Bern durchgeführt worden, die im Oktober 2004 in ihr erstes Studienjahr eingetreten sind. Mittels einer schriftlichen Kurzbefragung konnten im Oktober und November 2004 die Aussagen von 439 Personen (80%) erhoben werden.
a) schriftliche Befragung
Erhebungsverfahren: Standardisierte Befragung schriftlich
Erhebungseinheiten: Absolventinnen und Absolventen der seminaristischen Ausbildung für Primarlehrerinnen und Primarlehrer im Kanton Bern
Auswahlverfahren: Klumpenstichprobe, Vollerhebung bei vier Patentierungskohorten: 1963-65, 1973-75, 1983-85, 1993-95
Anzahl Untersuchungseinheiten: Bruttostichprobe II: 3520; Realisierte Stichprobe: 1873 (53%)
Untersuchungsdesign: Querschnitt
Durchführung der Feldarbeit: Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter
b) mündliche Befragung
Erhebungsverfahren: Qualitatives Interview
Erhebungseinheiten: Rücklauf aus schriftlicher Befragung (s. oben)
Auswahlverfahren: selektives Sampling
Anzahl Untersuchungseinheiten: 171
Untersuchungsdesign: Querschnitt
Durchführung der Feldarbeit: Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter
c) Ergänzungsstudie
Erhebungsverfahren: Standardisierte Befragung schriftlich
Erhebungseinheiten: Studierende der Lehrerinnen- und Lehrerbildung des Kantons Bern, erstes Studienjahr (WS 2004/05)
Auswahlverfahren: Vollerhebung
Anzahl Untersuchungseinheiten: Bruttostichprobe: 550; Realisierte Stichprobe: 439 (80%)
Untersuchungsdesign: Querschnitt
Durchführung der Feldarbeit: Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter