Epidemiologische Vorstudie: Hinsichtlich der Verteilung der Stichprobe auf 5 Gewichtsklassen basierend auf Schweizer BMI Altersperzentilen ergab sich folgendes Bild: 69.4% der weiblichen Jugendlichen waren normalgewichtig, 8.6% untergewichtig und 22.0% übergewichtig. Von den männlichen Jugendlichen wiesen 67.6% Normalgewicht, 9.8% Untergewicht und 22.6% Übergewicht auf. Ihr Essverhalten stuften die Jugendlichen folgendermassen ein: Weibliche Jugendliche: 77.5% Niedrig-Risiko, 14.1% mittleres Risiko und 8.3% Hoch-Risiko. Männliche Jugendliche: 93.0% NR, 5.5% MR und 1.5% HR: Beinahe ein Viertel der jungen Frauen und sieben Prozent der jungen Männer zeigten entsprechend den EAT Summenwerten ein mittelgradig bis deutlich gestörtes Essverhalten. Zur Objektivierung der Essverhaltensstörungen wurden die subjektiv erhobenen Angaben zum Essverhalten mit den Daten des BMI jedes Probanden korreliert. Dabei zeigte sich, dass nur 56.7% der Frauen und 64.8% der Männer ein unauffälliges Essverhalten und Normalgewicht (EAT: Niedrig-Risiko, BMI: Normalgewicht) aufwiesen. Die anderen Schüler zeigten Abweichungen in einer oder beiden Dimensionen. In den Bereichen physisches und psychisches Wohlbefinden gaben Probandinnen auf allen Skalen signifikant mehr Beschwerden an als ihre männlichen Kollegen. Ausserdem wurde bei den Schülerinnen ein signifikanter Zusammenhang zwischen gestörtem Essverhalten und physischen bzw. psychischen Symptomen festgestellt. Solche Korrelationen zwischen Essverhalten und Begleitsymptomatik konnten bei den männlichen Jugendlichen nicht nachgewiesen werden. Die Analyse der Daten zu physischen und psychischen Gesundheitsmerkmalen von Adoleszenten zeigte, dass das Geschlecht eine zentrale Bedeutung hat, während sich Alter und soziale Schichtzugehörigkeit weniger stark auswirken. Weibliche Jugendliche sind in ihren Persönlichkeitsmerkmalen vulnerabler und geben mehr körperliche und psychische/psychosomatische Beschwerden an als männliche Jugendliche. Interventionsstudie: Im Untersuchungszeitraum von 18 Monaten berichteten Frauen durchwegs über mehr Symptome als Männer. Hochbelastete Jugendliche zeigten im Verlauf eine gewisse Besserungstendenz, die bei den Männern etwas deutlicher ausgeprägt war als bei den Frauen. Weiter interessierte der Zusammenhang zwischen individuellem Gesundheitszustand und "Gesundheitsklima" einer Klasse. Es wurde deutlich, dass sich Hochrisiko-Probanden in Hochrisiko-Klassen ansatzweise schlechter entwickeln als in Niedrigrisiko-Klassen. Dieses Ergebnis deutet auf einen gewissen Adaptationseffekt der Minorität an die Majorität hin. Beim Vergleich der Gesundheitsmerkmale von Interventions- (EGHR) und Kontrollgruppe (KGHR) liess sich ein tendenzieller Interventionseffekt (p <.10) nachweisen. Der Interventionseffekt zeigte sich vor allem bei den Risikofrauen aus EGHR. Bei ihnen veränderte sich die physische Befindlichkeit und das Essverhalten positiv in der gewünschten Richtung. Die Resultate einer Prädiktorenanalyse bestätigten klinische Erfahrungen, dass die anamnestische Zeitdauer von Symptomen Auswirkungen auf ihre Beeinflussbarkeit hat. Schon längere Zeit bestehende Symptome konnten weniger gebessert werden als solche, die erst kürzere Zeit bestanden. Günstig hinsichtlich einer Beeinflussbarkeit des Essverhaltens wirkte sich ausserdem ein gutes Körpergefühl in der Kindheit aus.