Sicherheit 2015. Aussen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitische Meinungsbildung im Trend.

Ref. 12468

General description

Period

2015

Geographical Area

Additional Geographical Information​

Gesamte Schweiz

Abstract

Die vorliegende Erhebung ist Teil der Studienreihe «Sicherheit». Diese Studienreihe geht zurück auf eine bevölkerungsrepräsentative Befragung zur sicherheitspolitischen Meinungsbildung in der Schweiz aus dem Jahre 1983. Diese Befragung wurde am Institut für Soziologie Unitobler Universität Bern durch K. Haltiner geleitet und vom Schweizerischen Nationalfonds (NFP Nr. 11 «Sicherheitspolitik», Projekt 4.419.0.81.11) unterstützt. Seit 1991 wird die sicherheitspolitische Meinungsbildung jährlich im Januar/Februar erhoben und unter dem Titel «Sicherheit» publiziert. Gleichzeitig wurde die Erhebung um Fragen zur Aussenpolitik und zum allgemeinen Sicherheitsempfinden erweitert. Das Projekt wird nun durch die Dozentur für Militärsoziologie der Militärakademie an der ETH Zürich und das Center for Security Studies der ETH Zürich geleitet. Ziel dieser Erhebungen ist die Ermittlung von Trends und Tendenzen in Bezug auf das allgemeine Sicherheits- und Bedrohungsempfinden, das Vertrauen in Institutionen und Behörden, den Grad an aussen- und sicherheitspolitischer Kooperationsbereitschaft, die Neutralität allgemein und verschiedene Auffassungen von Neutralität, die Einstellung zur militärischen Landesverteidigung sowie das sicherheitspolitische Interesse. Neben einem Kern von stets oder in unregelmässigen Abständen gestellten Fragen werden jährlich auch solche zu aktuellen sicherheitspolitischen Themen gestellt. 2015 waren dies die Bedrohungswahrnehmung verschiedener Sicherheitsaspekte, die Eintrittswahrscheinlichkeit unterschiedlicher Bedrohungsformen, alternative Dienstmodelle und Effektivitätsbeurteilung verschiedener Leistungsmerkmale der Schweizer Armee. Zusätzlich zur Trendanalyse fokussiert die Studienreihe auch auf die Frage, inwiefern die Einstellungen zu den drei Themenkomplexen (allgemeine Sicherheit, Aussenpolitik und Verteidigungspolitik) mit den Lebensbedingungen und der politischen Orientierung zusammenhängen.

Results

Allgemeines Sicherheitsempfinden: SchweizerInnen fühlen sich sicher und sehen optimistisch in die Zukunft der Schweiz. Allerdings teilen deutlich mehr Befragte aktuell die Auffassung, dass sich die weltpolitische Lage künftig verschlechtern werde. Sicherheitsaspekte und Bedrohungswahrnehmung: Im Allgemeinen sieht sich die Schweizer Bevölkerung nur in geringem Masse bedroht. Die Befragten erachten in der Schweiz die Datensicherheit, die Natur, die Umwelt, die Arbeitsplätze, den gesellschaftlichen Zusammenhalt, die soziale Sicherheit, die Schweizer Wirtschaft und das Einkommen am ehesten als bedroht. Eine über dem Mittel stärkere Bedrohung der Schweiz nehmen sie durch einen Cyber-Angriff, durch die organisierte Kriminalität, durch Verbrechen und Kriminalität, durch Terroranschläge, durch Migration, durch Drogenhandel und durch unkontrollierbare Konsequenzen von neuen Technologien wahr. Vertrauen in Behörden und Institutionen: Die Schweizer Bevölkerung vertraut der Polizei, den Gerichten und dem Bundesrat 2015 signifikant stärker. Nach wie vor rangieren die Polizei und die Justiz an oberster Stelle, gefolgt von dem Bundesrat und der Schweizer Wirtschaft. Die Armee und das Parlament besetzen die unteren Mittepositionen. Am kritischsten beurteilen SchweizerInnen die politischen Parteien und die Medien. Autonomismus und Öffnungsbereitschaft: 2015 manifestiert sich in der Schweizer Bevölkerung eine – zwar weiterhin auf tieferem Niveau als im langjährigen Durchschnitt – deutlichere Öffnungsbereitschaft. Während der Wunsch nach wirtschaftlicher und politischer Unabhängigkeit auf hohem Niveau verharrt, sind die Forderungen nach militärischer oder absoluter Autonomie in diesem Jahr signifikant geringer – und auch nicht mehrheitlich – in der Bevölkerung vertreten. Die Zustimmungen zu einem Nato-Beitritt und einem EU-Beitritt haben 2015 leicht zugenommen, bewegen sich aber nach wie vor klar im Minoritätsbereich. Weiterhin deutlich werden eine wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der EU und ein aktiveres internationales Engagement gewünscht. Neutralität: Eine Abschaffung der Schweizer Neutralität wird auch 2015 ausgeschlossen.Die Unterstützung des Neutralitätsprinzips und die Funktionen der Neutralität sind in der Bevölkerung, trotz leichter Abnahme zum Vorjahr gefestigt und verharren weiterhin auf sehr hohem Niveau. Notwendigkeit der Armee: Die Einstellung der Schweizer Bevölkerung hinsichtlich der Notwendigkeit der Armee bleibt auch 2015 auf einem Höchststand. In der jüngsten Alterskohorte wird die Notwendigkeit so stark bejaht wie nie zuvor in der 30-jährigen Messperiode. Effizienzbeurteilung: 2015 wurde die Ausbildung der Armeekader, die Ausrüstung der Truppe, die Ausbildung der Armee, die Verankerung der Armee in der Bevölkerung und die Einsatzbereitschaft der Armee als gut beurteilt. Die Motivation der Soldaten wurde hingegen unterdurchschnittlich bewertet. Milizarmee und Wehrpflicht: Die Milizarmee wird aktuell in der Bevölkerung deutlich einer Berufsarmee vorgezogen und die Abschaffung der Wehrpflicht wird nach wie vor nur von einer Minderheit gefordert. Alternative Dienstmodelle: Eine Umwandlung der Wehrpflicht in eine obligatorische Dienstpflicht nur für Männer erhält die grösste Zustimmung. Zugleich sind aber fast genauso viele Befragte der Meinung, dass die heutige Wehrpflicht nicht in eine obligatorische Dienstpflicht umgewandelt werden soll. Ungefähr die Hälfte der Bevölkerung kann sich eine obligatorische Wehrpflicht für Männer und Frauen wie auch eine allgemeine Dienstpflicht nur für Männer mit dem Vorrang des Militärdienstes vorstellen. Die Einführung des Militärdienstes für Ausländer und die Verpflichtung für Frauen in der Armee finden nur bei einer Minderheit Zuspruch. Auch eine obligatorische Pflicht im Zivildienst oder im Sozialdienst für AusländerInnen wird mehrheitlich abgelehnt. Wahrnehmung von Kriegsbedrohungen: Nur eine Minderheit ist der Meinung, dass ein Krieg in Europa nicht mehr möglich sei. Zugleich zeigt sich die Bevölkerung überzeugt, dass die Schweiz sich im Falle eines Krieges nicht autonom verteidigen könnte. Für alle Eventualitäten sind die Befragten der Meinung, dass die Schweiz auch in Zukunft eine einsatzbereite Armee brauche.