Emotionen im Team - Die Wirkung von Befindlichkeiten auf die Teamarbeit

Ref. 7788

Allgemeine Beschreibung

Periode

1999 - 2001

Geographischer Raum

-

Zusätzliche geographische Informationen

Deutschschweiz

Kurzbeschreibung

Hand aufs Herz: Wer hat seinen Vorgesetzten oder Arbeitskollegen nicht schon mal eine Idee zur Lösung eines Problems vorenthalten, weil man von diesen verletzt oder übergangen worden ist? Warum fühlen sich Menschen in einigen Teams wohl und in andern nicht? Warum bringen sich Teammitglieder in einem Team ein, während sie sich in einem anderen Team zurückhalten? Welche Auswirkungen haben Emotionen auf das Ergebnis der Teamarbeit? Als Erklärungshilfe wird dazu ein prozessorientiertes kognitives Modell zu Grunde gelegt, das auf Erkenntnissen aus der Emotions- sowie der Kleingruppenforschung beruht. Ein besonderes Anliegen ist es, nach den Zusammenhängen zwischen individueller Befindlichkeit und dem kollektiven Verhalten im Team zu suchen. Dabei interessieren nicht unmittelbare emotionale Reaktionen, sondern die subjektive Bewertung der Erfahrungen im Team und dessen Einfluss auf das Verhalten im Team.

Resultate

Die Untersuchungsergebnisse stützen die Annahmen, dass die im Zusammenhang mit der Teamarbeit gehegten Bedürfnisse mit dem Erleben der Teamarbeit zusammenhängen. Unbefriedigte Bedürfnisse gehen einher mit unangenehmen Empfindungen, während umgekehrt befriedigte Bedürfnisse mit angenehmen Empfindungen korrelieren. Je kohärenter die Bedürfnisse mit der Aufgabe im Team übereinstimmen, desto höher dürften das individuelle Engagement und die sachliche Orientierung sein. Die Ergebnisse der Querschnittuntersuchungen zeigen zudem, dass die Befriedigung individueller Bedürfnisse ein bedeutender Faktor erfolgreicher Teams darstellen kann. Persönliche Bedürfnisse im Rahmen der Teamarbeit betreffen Erwartungen, die im Zusammenhang mit der Bewältigung der Aufgabe sowie der sozialen Interaktion im Team stehen. In diesem Zusammenhang sind daher persönliche Bedürfnisse nicht zu verwechseln mit Aktivitäten oder Anliegen, die lediglich der eigenen Person dienen. Nach Frijda (1986) sind Emotionen Handlungsdispositionen oder dienen dazu, adäquate Verhaltensweisen vorzubereiten (Scherer, 1992). Auch diese Annahme wird mit den vorliegenden Ergebnissen bestätigt. Insbesondere scheinen angenehme Emotionen freundliches und zielorientiertes Verhalten zu begünstigen, während unangenehme Empfindungen gefühlsbestimmtes und unkooperatives Verhalten zu fördern scheinen. Ebenfalls bestätigt wird die Annahme, dass Freundlichkeit und Sachorientierung positiv mit der Leistung korrelieren und dass Gefühlsbestimmtheit und Unfreundlichkeit mit niedriger Leistung einhergehen. Diese Resultate decken sich mit Forschungsergebnissen, die Aktivität, Freundlichkeit und Sachorientierung als für die Leistung zentrale Verhaltensweisen im Team hervorheben (vgl. Polley, Hare & Stone, 1988). In der Querschnittstudie zeigte sich zudem, dass Dominanz und Sachorientierung positiv mit der persönlichen Leistung korrelieren, während Freundlichkeit mit der Teamleistung einhergeht. Schliesslich scheint gefühlsbetontes Verhalten vor allem die persönliche Leistung zu reduzieren. Pikant an diesen Ergebnissen ist, dass unterschiedliche Verhaltensweisen zu verschiedenen Formen der Leistung führen können. Damit scheinen nicht dieselben Verhaltensweisen zum Teamerfolg zu führen, die üblicherweise hohe Einzelleistungen hervorbringen. Vielmehr bildet sich zusammen mit der Verträglichkeit, der Gewissenhaftigkeit, der Bedürfnisbefriedigung, angenehmem Erleben der Teamarbeit und freundlichem Verhalten ein Konglomerat von Variablen, die mit hoher Teamleistung einher gehen. Wirkungsvolle Führung sollte nach Blake und Mouton (1964) sowohl aus mitarbeiter- und aufgabenorientiertem Verhalten bestehen. Die Untersuchungsergebnisse zeigen jedoch ein anderes Bild. Mitarbeiterorientierung korreliert weder mit den Emotions- noch mit den Verhaltensvariablen signifikant. Lediglich aufgabenorientiertes Führungsverhalten korreliert positiv mit angenehmen Emotionen sowie freundlichem und zielorientiertem Verhalten. Ausserdem besteht kein Zusammenhang zwischen dem Führungsverhalten und dominierendem Verhalten im Team. Die vorliegenden Resultate scheinen damit die Bedeutung der Ziel- und Aufgabenorientierung der Teamarbeit zu unterstreichen. Selbst das Wohlbefinden scheint nicht von der Orientierung an der Person abzuhängen, sondern von der Aufgabe. Dies wäre ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich erfolgreiche Teams an ihren Aufgaben ausrichten und das subjektive Wohlbefinden der Mitglieder ebenfalls mit der Aufgabe verbunden ist. Ein Kernpunkt der vorliegenden Arbeit ist die Frage, welche Bedeutung den Emotionen im Team zukommt. Aus diesem Grund wurde die Bedeutung der Emotionen für das Verhalten und die Leistung im Team mit dem Stellenwert der Persönlichkeitsvariablen verglichen. Ausser für die Leistung sind die Ergebnisse unklar. Sowohl für die persönliche Leistung als auch für die Teamleistung scheinen die Emotionen einen leicht höheren Zusammenhang als die Persönlichkeitsvariablen aufzuweisen. All diese Resultate könnten dafür stehen, die Emotionen im Rahmen der Teamarbeit stärker zu berücksichtigen. Dies betrifft sowohl die persönlichen Bedürfnisse zur Arbeit im Team, als auch das Verständnis über die Zusammenhänge zwischen der Persönlichkeit der Teammitglieder, deren Verhalten und dem Teamerfolg.