Mit New Public Management hat in der Schweiz in den 90er Jahren auch das wohlfahrtsstaatliche Kontraktmanagement Eingang in Politik und Verwaltung gefunden. Unter Einbezug des internationalen wissenschaftlichen Diskurses untersucht diese Dissertation interdisziplinär anhand des Alltags zweier Nonprofit-Organisationen, welche öffentliche Mittel erhalten, inwiefern Leistungsverträge ihre Strategie, Struktur, Kultur und ihr Potential beeinflussen.
Eine Umfrage bei der Schweizer Städteinitiative hinsichtlich der Kontraktmanagementpraxis im Sozialen Sektor zeigt, dass Kontraktmanagement in jeder Gemeinde und oftmals von Fall zu Fall anders wahrgenommen und umgesetzt wird. Der Wechsel vom Subventionsmodell zum Kontraktmanagement ist für alle beteiligten Fach- und Führungspersonen einschneidend, beinhaltet jedoch (heute noch) weniger Veränderungen für die Klient/innen. Eine bisher qua Gewohnheitsrecht stattfindende Zusammenarbeit in der Bestellung und Erbringung wohlfahrtsstaatlicher Leistungen bedarf nun nämlich nicht nur der Klärung von Menge, Qualität und Kosten konkreter Leistungen, sondern auch der Klärung sozialpolitischer Zielsetzungen und der Offenlegung politischer Verflechtungen. Die Planung des Kontraktprozesses, die Transparenz über die Möglichkeiten und Grenzen der Verhandlungsführung und die zwischen den Verhandlungsteilnehmenden gepflegten Umgangsformen erweisen sich für einen gelingenden Kontraktmanagementprozess als zentral. Kontraktmanagement beinhaltet latent die Gefahr der zeitlichen und fachlichen Überforderung von in Nonprofit-Organisationen ehrenamtlich tätigen strategischen Führungspersonen, die zivilgesellschaftlich eine wichtige Funktion ausüben. Die Berechnung der Kontraktsumme, der hohe Transaktionskostenaufwand und die Bindung von Ressourcen an Qualitätskontrolle, Leistungserhebung und Berichterstattung bergen überdies die Gefahr einer Innovationshemmung.
Kontraktmanagement, so das Fazit, stellt eine sozialpolitische Aushandlungsarena dar, in welcher wohlfahrtsstaatspolitische Vorstellungen zu Zielen, Zielgruppen, Leistungen und Erbringungsstrukturen expliziert werden. Nonprofit-Organisationen, seit je her Tragsäulen des Schweizer Wohlfahrtsstaates, befinden sich dabei im Spagat zwischen ihrer ökonomischen Orientierung und ihrer gesellschaftlichen Vision.