Im Kanton Schaffhausen sind in den letzten 15 Jahren die Anteile der Schülerinnen und Schüler in Sonderklassen ständig angestiegen und erreichen deutlich höhere Werte als in anderen Kantonen. Sind die Jugendlichen in diesem Kanton weniger leistungsfähig? Verlangt man zuviel von ihnen? Kann es sein, dass die Lehrerinnen und Lehrer ungenügend ausgebildet sind, um mit Lernschwierigkeiten fertig zu werden? Oder erschweren ihnen strukturelle Faktoren eine Förderung der schwächeren Lernenden? Auf der Suche nach Antworten für Fragen dieser Art gelangte das Schaffhauser Erziehungsdepartement an die Universität Zürich und gab eine Untersuchung in Auftrag. Der Bericht mit den Forschungsergebnissen beruht auf statistischen Analysen (Vergleich der schaffhausischen Situation mit jener anderer Kantone, Analyse des Bezugs zwischen der Grösse der sonderbeschulten Population und der Anzahl Ausländerkinder usw.) und auf Befragungen der Lehrkräfte. Diese wurden über die Gründe befragt, aus denen sie Kinder in Sonderklassen einweisen, über die Leistungen dieser Kinder in Deutsch und Mathematik oder über ihre Muttersprache. Alle Lehrkräfte der Primarschule sowie jene des Sekundarschultyps mit Grundanforderungen erhielten zudem einen Fragebogen, in dem es um die Erhebung der Einstellungen und Meinungen in der Frage, wie Schülerinnen und Schüler mit Lernproblemen adäquat zu unterstützen seien. Insbesondere interessierte die Frage, wie in den Unterricht in der Regelklasse integrierter Stützunterricht im Vergleich mit segregierter Beschulung in Sonderklassen beurteilt wird. Die Ergebnisse zeigen, dass nur eine knappe Mehrheit der schaffhausischen Lehrpersonen (53%) die Meinung vertritt, die Behandlung von Lernschwierigkeiten gehöre grundsätzlich in die Regelklasse integriert. Rund ein Drittel der Lehrpersonen hingegen äussert Bedauern darüber, dass es nicht genügend Plätze im Sonderschulbereich gäbe, um mehr Schülerinnen und Schüler dorthin zu weisen. Die in den Unterricht in Normalklassen integrierte Förderung wird mehrheitlich nicht als Alternative oder gar Ersatz für Sonderklassen betrachtet, sondern als zusätzliches Angebot für leichte Fälle. Wie es aussieht, ist das schaffhausische Bildungswesen auch relativ schlecht auf die Herausforderung durch fremdsprachige Kinder gerüstet. In keinem Kanton sind die Chancen für ein fremdsprachiges Kind, in die Sonderschule eingewiesen zu werden, so hoch wie in Schaffhausen. Mehr als die Hälfte der Kinder nichtdeutscher Muttersprache sind in Sonderklassen eingeschult, während etwa im Kanton Basel-Stadt bei einem rund doppelt so hohen Ausländeranteil bei den Kindern im Schulalter weniger als die Hälfte der Schülerinnen und Schüler eine Fremdsprache zur Muttersprache haben. - Der Bericht schliesst mit einer Reihe von Empfehlungen, die sich an Behörden, an die Lehrerinnen und Lehrer und an anderweitig zuständige Fachpersonen richten.