Kommerzielle Dienstleistungen – Ein Schlüsselelement für die Entwicklung von Mittelstädten

Ref. 666

Allgemeine Beschreibung

Periode

1975-1989

Geographischer Raum

-

Zusätzliche geographische Informationen

Agglomerationen Aarau, Olten, Solothurn, Grenchen

Kurzbeschreibung

Nach verbreiteter Auffassung wird heute die Entwicklung in den Städten zusehends geprägt durch den kommerziellen Dienstleistungsbereich (Finanzsektor, Beratung und Planung, EDV/Informatik, F+E, etc.). Augenfällig ist dessen Einfluss vor allem in Grossstädten wie Zürich und Genf. Weitgehend unbekannt ist indessen, welche Rolle dieser wertschöpfungsstarke Dienstleistungsbereich in mittleren und kleinen Städten spielt. Kann er hier in Anbetracht des voranschreitenden Strukturwandels auch eine gewisse motorische Funktion für die regionale Wirtschaft übernehmen?

Resultate

Die in den vier Agglomerationen Aarau, Olten, Solothurn und Grenchen durchgeführten Untersuchungen zeigen, dass die kommerziellen Dienstleistungen die regionalen Entwicklungsprozesse kaum wesentlich zu prägen vermögen. Die vorgefundenen Entwicklungsmuster sind primär Ergebnis anderer Einflüsse wie der Branchenstruktur, der Verkehrslage, der Lage auf den Arbeits-, Boden- und Immobilienmärkten sowie sozio-politischer Rahmenbedingungen. Die untergeordnete Bedeutung der kommerziellen Dienstleistungen wird durch eine ganze Reihe von Befunden verdeutlicht: In Mittel- und Kleinzentren sind Märkte für kommerzielle Dienstleistungen an sich schon kleiner als in grossen Ballungszentren. Sie werden durch den anhaltenden relativen Bedeutungsverlust der Industrie laufend "ausgedünnt". Die Nachfrage nach kommerziellen Dienstleistungen wird weiter dadurch geschmälert, dass sie zu einem erheblichen Anteil aus den untersuchten Testregionen direkt in die umliegenden Grosszentren abfliesst, sei es aus Qualitäts- und Imagegründen oder sei es aufgrund der zwischenbetrieblichen Organisation innerhalb multiregional tätiger Mehrbetriebsunternehmen. Zentral ist zudem, dass die Kundenbeziehungen der ansässigen Dienstleistungsfirmen – im Gegensatz zu jenen in den Grossagglomerationen – selten über die eigene Standortregion hinausreichen. Dieser Befund wird u. a. durch das Standortwahlverhalten der kommerziellen Dienstleistungsanbieter in Mittelstädten und die dabei als entscheidend erachteten Kriterien "Kundennähe" und "Erreichbarkeit" klar bestätigt. Überregionale Wachstumsimpulse im Sinne einer Exportbasis können somit nur sehr beschränkt, etwa im EDV/Informatik- und Engineering-Bereich aufgegriffen werden. Vor dem Hintergrund der weltweiten Liberalisierungsbestrebungen sehen sich die Testagglomerationen mit folgenden zwei Entwicklungstrends konfrontiert: Die Nachfrage nach kommerzielen Dienstleistungen in den Testregionen wird sich infolge der relativen Bedeutungsabnahme der Industrie auch inskünftig nur schwach entwickeln. Demgegenüber wird der höherwertige Dienstleistungsbereich in der Schweiz nach einer vorübergehenden Konsolidierungsphase mittel- bis längerfristig wieder expandieren, wovon aber in erster Linie die grossstädtischen Regionen profitieren werden. Inwieweit es auch Mittel- und Kleinstädten gelingen wird, solche Wirtschaftsaktivitäten vermehrt in den Dienst ihrer Entwicklung zu stellen, hängt einerseits von den spezifischen Standortgegebenheiten und den Entwicklungspotentialen sowie andererseits vom Engagement dieser Städte ab, mittels geeigneter, aufeinander abgestimmter Massnahmen optimale Rahmenbedingungen für entsprechende Betriebe zu schaffen. Vor allem wegen der günstigeren verkehrsgeographischen Lage werden Aarau und Olten bessere Entwicklungsmöglichkeiten im Dienstleistungssektor eingeräumt als Solothurn und Grenchen.