Ein Rückblick auf ein Jahrzehnt Erfahrungen mit dem Überspringen eines Schuljahres im Kanton Bern

Ref. 6217

Allgemeine Beschreibung

Periode

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Geographischer Raum

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Zusätzliche geographische Informationen

Kanton Bern

Kurzbeschreibung

Seit über zehn Jahren steht im Kanton Bern begabten Kindern die Möglichkeit offen, ein Schuljahr zu überspringen. Was 1986 als Schulversuch gestartet wurde, ist 1994 mit dem neuen Volksschulgesetz ins ordentliche Recht übergeführt worden. Die vorliegende Publikation ist ein Bericht über die gegenwärtige Lage und liefert Antworten auf folgende Fragen: (1) Welche Schulnoten erreichen die Überspringerinnen und Überspringer? (2) Wie gut funktionierte die Integration der Überspringerinnen und Überspringer in ihre neue Schulklasse? (3) Unterscheiden sich die betroffenen Kinder von anderen hinsichtlich des Wohlbefindens, der Häufigkeit depressiver Stimmungen oder psychosomatischer Beschwerden, des Geplagtwerdens durch andere Kinder? (4) Wie bewerten die Betroffenen die Massnahme im Rückblick? Von 28 in Frage kommenden Schülerinnen und Schülern konnten 27 einbezogen werden (eine Schülerin weilte in einem Austauschjahr in den USA). Es waren dies 12 Mädchen und 15 Jungen, 2 aus dem französischsprachigen und 25 aus dem deutschsprachigen Kantonsteil. Neun Schüler/-innen übersprangen die 3. Klasse, sechs die 2., fünf die 4., vier die 1. und drei die 5. Klasse. Es gab folglich keine «Sprünge» auf der Sekundarstufe.

Resultate

Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass alle Kinder, die eine Klasse übersprungen haben, sich damit aus einer unbefriedigenden oder gar sehr problematischen Situation flüchteten. In der Mehrzahl der Fälle waren es die Lehrpersonen (11mal) oder die Eltern (10mal), von denen die Initiative ausging (je drei Fälle «andere» und «weiss nicht»). 16 Kindern, die sich erinnern, in ihrer neuen Klasse problemlos aufgenommen worden zu sein, stehen elf Schülerinnen und Schüler gegenüber, die angeben, sie seien von den neuen Mitschülerinnen und Mitschülern schlecht bis sehr schlecht empfangen worden; neun Kinder sagen dies auch von der neuen Lehrerin oder dem neuen Lehrer. Auf der Ebene des Wohlbefindens lassen sich keine Unterschiede zu anderen Gleichaltrigen feststellen. Im ganzen wird die Massnahme rückblickend aber fast durchwegs positiv bewertet. 23 Schülerinnen und Schüler würden den Schritt wieder tun; 3 finden, Vor- und Nachteile hielten sich so etwa die Waage, und bloss ein Schüler ist durch die schlechte Aufnahme in der neuen Klasse derart traumatisiert worden, dass er sich nie wieder zu einem solchen Schritt bereit erklären würde.