Grundlagenforschung zur computerbasierten Psychodiagnostik

Ref. 5715

Allgemeine Beschreibung

Periode

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Geographischer Raum

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Zusätzliche geographische Informationen

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Kurzbeschreibung

Begrenztere Ressourcen zwingen zu effektiveren Entscheidungen bei der Personalauswahl, der Zulassung zu Bildungswegen oder bei Entscheidung über psychologische Behandlungsmethoden. Damit wachsen die Ansprüche an die wissenschaftliche Qualität der Psychodiagnostik. Nachhaltig werden von vielen Seiten strengere Qualitätsstandards und damit bessere Methoden gefordert und definiert. Klinische Psychodiagnostik, auf die wir uns hier beschränken, ist vor allem auch Informationsverarbeitung und komplex. Zwei Paradigmen haben je Möglichkeiten und Grenzen: - Diagnosesysteme wie DSM oder ICD verwenden viel Aufmerksamkeit auf regelbasierte Zuordnungs-Entscheidungen zu Diagnosen - die Qualität der verwendeten Merkmale ist aber zumeist begrenzt. - Standardisiert und psychometrisch fundiert erhobene Merkmale ("Tests") sind wissenschaftlich überprüft - ihr Bezug zur Fragestellung bzw. zu diagnostischen Zuordnungs-Entscheidungen dieser Diagnosesysteme ist nicht immer gut definiert. Möglichkeiten des Erkenntnisgewinns: Drei Aspekte können vor allem zum Erkenntnisgewinn beitragen: - Der Computer als Interaktionsmedium zur unmittelbaren Durchführung diagnostischer Instrumente weist Reserven für die Entwicklung besserer psychodiagnostischer Methoden auf. - Das Konzept der "Objektorientiertheit", was in seiner Bedeutung weit über Programmierung hinausgeht, kann psychodiagnostisches Wissen und Prozeduren seiner Gewinnung verknüpft repräsentieren und den Verlauf des Diagnostizierens abbilden. - Die globale Vernetzung ("Internet") schafft Möglichkeiten des schnellen Austauschs von Wissen, Methoden, Ergebnissen und gibt die " Architektur" eines zukünftigen computerbasierten Diagnosesystems vor. Aufgabenstellung und Gegenstandsbereich: Es soll der Prototyp eines neuartigen computerbasierten diagnostischen Systems entwickelt und evaluiert werden, welches: - die Vorteile der skizzierten Diagnoseparadigmen (regelbasierte Zuordnungs-Entscheidungen, aber psychometrisch fundierte Merkmale) vereint, - Unterstützung des Diagnostikers bei der Problemanalyse, der investigatorischen und der terminalen Entscheidungen durch eine "objektorientierte" Wissens- und Verfahrensrepräsentation ermöglicht und - durch Nutzung des Internet einen stets aktualisierten bzw. aktualisierbaren Zugriff auf Wissen und diagnostische Methoden bietet. Exemplarisch soll die Diagnoseklasse Depressive Episode benutzt werden. Diagnosekriterien sind durch ICD-10 (bzw. DSM-4) sehr genau vorgegeben, mehrere standardisierte Verfahren sind diesen Kriterien zuordenbar und die Klasse ist aus epidemiologischer Sicht sehr bedeutsam.

Resultate

Das Instrumentarium soll nach seiner Entwicklung im praktischen diagnostischen Einsatz erprobt und evaluiert werden. Dazu wird - die Nutzung der verschiedenen Systemkomponenten während des Einsatzes protokolliert und hinsichtlich der Häufigkeiten verglichen und - ein Fragebogen entwickelt, der Evaluationen seitens der Diagnostiker erfasst. Einbezogen werden Diagnostiker, die am Psychologischen Institut und dem Familieninstitut der Universität Fribourg sowie in der Praxis arbeiten. Als unabhängige Variablen werden u.a. die wissenschaftliche Orientierung und der Anteil und Stellenwert diagnostischer Tätigkeit ermittelt. Als Ergebnis liegt der Prototyp eines psychodiagnostischen Systems vor, welcher - aufgrund der Evaluationsdaten weiter verbessert und - auf andere psychodiagnostischen Bereiche übertragen werden kann. Eine interdisziplinäre Bearbeitung durch Psychologen und Informatiker ist für das Projekt essentiell notwendig.