Neue, integrierte Mobilitätsdienstleistungen (NIM)

Ref. 5696

Allgemeine Beschreibung

Periode

1997

Geographischer Raum

Zusätzliche geographische Informationen

Schweiz

Kurzbeschreibung

Das Forschungsprojekt ist Teil des von den Hauptgesuchstellern Güller (Synergo), Müller (Metron) und Schad (Prognos) vorgeschlagenen Verbundes "Neue Mobilität", in dem die drei Forschergruppen ihre Projekte inhaltlich und zeitlich koordiniert haben und während der ganzen Projektdauer zusammen gearbeitet haben. Gegenstand der Untersuchung sind neue, integrierte Mobilitätsdienstleistungen öffentlicher und privater Anbieter. In der Schweiz und im angrenzenden Ausland wurde eine Reihe solcher neuen Dienstleistungen etabliert oder konzipiert: z. B. in Form von Kooperationen zwischen Verkehrsbetrieben und Mietwagenunternehmen, Car sharing-Unternehmen und Mietwagenunternehmen oder rein privat im Rahmen des sogenannten Mobilitätsleasings. Die Praxis ist hier weiter als die wissenschaftliche Forschung. Angesichts neuer Lebens- und Mobilitätsstile sowie des engen finanziellen Spielraumes der Kommunen und Kantone kommt neuen, kundenorientierten und häufig multimodalen Dienstleistungen jedoch eine besondere Bedeutung zu. In der vorliegenden Arbeit wird folgenden Forschungsfragen nachgegangen: Welche Anforderungen stellen schweizer und deutsche Nutzer sowie die heutigen Nicht- Nutzer an zukünftige integrierte Mobilitätsdienstleistungen? Welche organisatorischen und technischen Systemmerkmale müssen diese Dienstleistungen haben, damit sie für Autofahrer, unter Beachtung von Aufwand und Ertrag der Nutzung, attraktiver als ein Privatwagen sind? Welche Ableitungen und Konsequenzen ergeben sich daraus für ein Qualitätsmanagement? Unter welchen Bedingungen können die erforderlichen Systemmerkmale in der Schweiz und in Deutschland erfüllt werden? In welchem Ausmass können neue Mobilitätsdienstleistungen in mittelfristiger Perspektive - etwa bis zum Jahr 2005 - dazu beitragen, den Energieverbrauch im Verkehr und die Emission von Luftschadstoffen zu reduzieren? Das Arbeitsprogramm begann mit einer Auswahl effektiver Mobilitätsdienstleistungen. In Form von Befragungen in der Deutsch- und Westschweiz erfolgt eine Erhebung von Nutzerbewertungen und -anforderungen. Zudem wurden die Anforderungen der heutigen Nicht-Nutzer bestimmt. Daraus wurde ein wünschbares Leistungsprofil für verschiedene Mobilitätsdienstleistungen entwickelt. Deren Machbarkeit sowie ihre mögliche Diffusion wurde mit Hilfe einer Delphi-Befragung von Experten beurteilt. Für die als machbar eingestuften Mobilitätsdienstleistungen wurden weiterhin potentielle Umweltwirkungen quantifiziert, aus denen sich Empfehlungen für Planung, Politik und Unternehmen ableiten liessen. Das Projekt wurde in Kooperation mit dem Programm "Energie 2000" sowie in Abstimmung mit gleichgerichteten Forschungen in Deutschland durchgeführt.

Resultate

Das Abonnement für Bahn und Bus in der Tasche, und wenn nötig ein Auto zur Verfügung: Solche "Mobil-Pakete" haben ein grosses Marktpotenzial und können einiges zur Entlastung der Umwelt beitragen. Dies zeigt eine Marktanalyse des Forschungsprogramms "Verkehr und Umwelt". Ein Abonnement für den öffentlichen Verkehr und gleichzeitig ein günstiger Zugang zu einem Mietauto oder Car-Sharing (Auto-Teilen) - solche und ähnliche Kombinationen von Mobilitätsangeboten wie etwa die "Mobility Rail Card 444" werden in der Schweiz immer beliebter. Ein Projekt des Nationalen Forschungsprogramms "Verkehr und Umwelt" (NFP 41)" hat nun nachgewiesen, dass in der Schweiz rund 7% bis 10% der Fahrausweisbesitzer zu einem Test solcher "Mobil-Pakete" bereit wäre. Rund die Hälfte, nämlich 90'000 Personen, sind bereit, die Angebote sofort zu kaufen. Eine Befragung von Nutzern solcher "Mobil-Pakete" und ein Vergleich mit Nicht-Nutzern hat ergeben, dass durch das Umsteigen auf Mobil-Pakete die Autofahrleistung abnimmt. Wenn das Marktpotenzial in den Agglomerationen ausgeschöpft würde, könnten rund 15 bis 50 Millionen Liter Benzin jährlich gespart werden (0.4% bis 1.4% des Verbrauchs in der Schweiz). Die Umweltfolgekosten würden dadurch um etwa 10 bis 40 Millionen Franken vermindert. Besonders gross sind die Potenziale gemäss den Befragungen und Analysen in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz, weil die Mobil-Pakete dort noch weniger bekannt sind und zudem grössere Umsteige-Effekte zu erzielen sind. In diesen Regionen stossen technologische Neuheiten wie etwa Chip-Karten-Systeme auf grosses Interesse. Das Forschungsteam kommt zum Schluss, dass Mobil-Pakete vor allem einfach bleiben müssen, dabei aber eine hohe Qualität des öffentlichen Verkehrs und der Mietwagen-Angebote sichern müssen. Weiter sind bessere Dienstleistungen fürs Velo besonders gefragt. Die technischen Systeme sollten überall in der Schweiz vereinheitlicht werden. Den Gemeinden, Kantonen und dem Bund wird eine verstärkte Förderung von Mobil-Paketen empfohlen.