Im Projekt KOBRA wird eine Handhabungshilfe für Betriebspraktiker zur Gestaltung der Kooperation in rechnerunterstützten Produktionssystemen entwickelt. In Zusammenarbeit mit ingenieurwissenschaftlichen Instituten werden Arbeitssysteme in verschiedenen Unternehmensbereichen daraufhin untersucht, welche Formen und welches Niveau kooperativer Arbeit sie aufweisen. Arbeitstätigkeiten in teilautonomen Arbeitsgruppen, in der Fertigungssteuerung (Leitstandeinsatz) sowie in multifunktionalen Teams in fertigungsnahen Diensten werden u. a. in bezug auf Merkmale der individuellen und kollektiven Autonomie, auf die Entwicklung und den Einsatz individueller und kollektiver Wissensbestände sowie in bezug auf Zusammenhänge zwischen dem Einsatz von Simulationssoftware und der Entwicklung kognitiver Handlungsmodelle analysiert und bewertet. Unter Nutzung von Konzeptvergleichen und von Ergebnissen eigener sowie anderer, vorliegender Untersuchungen werden speziell für teilautonome Arbeitsgruppen im Produktionsbereich Zusammenhänge zwischen soziotechnischen – d. h. technischen und organisationalen – Rahmenbedingungen, Kennzeichen der kollektiven und individuellen Handlungsregulation sowie Einstellungen und Handlungsbereitschaften von Gruppenmitgliedern untersucht und arbeits- und organisationspsychologisch typisiert. Hierfür werden Konstrukte und Methoden des soziotechnischen Ansatzes, der psychologischen Handlungsregulationstheorie sowie der Tätigkeitstheorie konzeptionell integriert und adaptiert. Nachfolgende Kennzeichen des arbeitspsychologischen Entwicklungsniveaus von Gruppenarbeitsformen werden in der laufenden Untersuchung analysiert:
- Die Aufteilung der gemeinsamen Gesamtaufgabe in kollektiv bzw. individuell regulierte Aufgabenbereiche.
- Die gemeinsamen Planungs- und Entscheidungsanforderungen, Kommunikationserfordernisse und Regulationsbehinderungen innerhalb der gemeinsam regulierten Aufgabenbereiche sowie der individuell durchgeführten Tätigkeiten.
- Die Ausprägung der "gemeinsamen Aufgabenorientierung" als gruppenspezifisches Muster der Akzeptanz einer gemeinsamen Aufgabe und Verantwortung, der Bereitschaft zur gegenseitigen Unterstützung und Förderung sowie des gemeinsamen Engagements für eine Verbesserung der Arbeitsmittel, -verfahren, -organisation und Wissensreservoire.
Dies wird in einer arbeits- und organisationspsychologischen Handhabungshilfe zur Analyse, Bewertung und Gestaltung von kooperativen Arbeitsstrukturen und Gruppenarbeit in rechnerunterstützen Produktionsbereichen und produktionsnahen Diensten münden.
Die Handhabungshilfe für Betriebspraktiker setzt sich wie folgt zusammen:
- Allgemeiner Teil mit Prinzipien und Modellen der soziotechnischen Gestaltung von teilautonomer Gruppenarbeit und sonstigen kooperativen Arbeitssystemen unter Berücksichtigung von arbeits- sowie sozialpsychologischen Gesichtspunkten und unterschiedlichen Rahmenbedingungen.
- Spezieller Teil mit Methoden zur Bewertung von Gruppenarbeitssystemen (z. B. Screening-Verfahren, Checklisten, Fragebögen, strukturierte Kurzinterviews). Spezieller Teil mit einer Systematik von Empfehlungen und Beispielen für die stufenweise (Um-) Gestaltung kooperativer Arbeitssysteme mit dem Ziel ihrer soziotechnischen Optimierung.