Das "1950er Syndrom" – Der Weg in die Konsumgesellschaft. Wie der Energiepreiszerfall nach 1950 die Ressourcenverschwendung begünstigte und zur entscheidenden Verschärfung der Umweltproblematik beitrug.
Die Umweltprobleme im heutigen Ausmass sind erst durch die Entwicklungsprozesse der letzten vierzig Jahren geschaffen worden. In der Diskussion um die Neuorientierung unseres Umgangs mit der Umwelt nimmt die Energie eine Schlüsselstellung ein. Betrachten wir globale Umweltindikatoren wie den Energieverbrauch oder die Konzentration von Treibhausgasen, so zeigt sich, dass die Periode seit der Industrialisierung in zwei deutlich getrennte Abschnitte mit unterschiedlicher Wachstumsdynamik zerfällt, deren Nahtstelle für die Schweiz (und Westeuropa) die 1950er Jahre sind.
Von den 1950er Jahren an erfuhren der Energieverbrauch, das Bruttoinlandprodukt, der Flächenbedarf von Siedlungen, das Abfallvolumen und die Schadstoffbelastung von Luft, Wasser und Boden den für die heutige Situation entscheidenden Wachstumsschub. Die Gesamtheit der damit einhergehenden tiefgreifenden Veränderungen der Produktions- und Lebensweise wird als "1950er Syndrom" bezeichnet.
Um zu verstehen, was diese Prozesse für unsere heutige Situation und die zukünftige Entwicklung bedeuten und was wir daraus für umweltpolitische Schlüsse ziehen müssen, ist eine wirtschafts- und sozialgeschichtliche "Vergangenheitsbewältigung" nötig.
Im Rahmen des Projekts "1950er Syndrom" der Akademischen Kommission der Universität Bern hat sich eine aus Vertreterinnen und Vertretern verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen sowie Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft zusammengesetzte Trägergruppe die Aufgabe gestellt:
- Die Rolle der relativen Preise für fossile Energieträger als eine mögliche Ursache des "1950er Syndroms" zu untersuchen.
- Nach den Zusammenhängen zwischen den verschiedenen Teilprozessen des "1950er Syndroms" und ihren Steuerungsfaktoren zu fragen.
- Perspektiven des Kurswechsels in der heutigen Situation zu diskutieren.
- Die vom Bundesrat angekündigten neuen energiepolitischen Instrumente (CO2-Lenkungsabgabe, Energiegesetz) zu bewerten.
Im Rahmen des Projektes das "1950er Syndrom" sind an der Universität Bern die folgenden Veranstaltungen durchgeführt worden:
- Eine öffentliche Vortragsreihe mit 11 Referaten aus verschiedenen Fachgebieten sowie einer Podiumsdiskussion.
- Ein interfakultäres Seminar für Studierende aller Fakultäten.
- Ein zweitägiges Symposium mit Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Verwaltung, Politik und Wirtschaft.