Nachrichtenagenturen sind die wichtigsten Stofflieferantinnen der Massenmedien. Kein tagesaktuelles Medium kommt ohne sie aus. Die Nachrichtenagenturen sind die "AktualiTäter". Vor allem kleinere Medien – Lokal- und Regionalzeitungen, Lokalradios, Regionalfernsehnetze – sind stark auf sie angewiesen, da sie in der Regel über keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Bereiche der überregionalen Politik, Wirtschaft und Kultur sowie für die nationalen und internationalen gesellschaftlichen und sportlichen Ereignisse besitzen. Gerade die Schweiz mit mehr als 250 Zeitungen, fast 40 Lokalradios, bereits über 30 lokalen und regionalen Fernsehstationen lebt von kleinen publizistischen Einheiten, die ohne Nachrichtenagenturen ihr Publikum nicht ausreichend informieren könnten.
Die Nachrichtenagenturen beeinflussen unser Wissen. Sie prägen unser Bild von der Welt mit, da wir vor allem das erfahren, was sie an Nachrichten auswählen. Sie tragen dazu bei, dass wir gewisse Themen für wichtig und andere für eher unwichtig halten. Insofern spielen sie für unsere Wahrnehmung der Welt ausserhalb unseres eigenen Erfahrungsbereiches eine bedeutende Rolle. Um so mehr erstaunt es, dass sich die Medienwissenschaft in der Schweiz der Nachrichtenagenturen bisher kaum angenommen hat; nur wenige wagten sich auf das Feld der Agenturforschung. Die Publikation, die am Institut für Medienwissenschaft der Universität Bern entstanden ist, schliesst eine Lücke und gibt erstmals einen Überblick über die Forschungsprobleme im Zusammenhang mit schweizerischen Nachrichtenagenturen.