Im Schuljahr 2010/11 wurde im Kanton Aargau die zeugnisrelevante Beurteilung der Selbst- und Sozialkompetenz der Schüler(innen) eingeführt. Die Aspekte der Selbst- und Sozialkompetenz sind durch den Kanton festgelegt. Die Entwicklung der Indikatoren liegt hingegen bei den Schulen. Das vorzustellende Forschungsprojekt untersucht folgende Fragen: Wie werden die kantonalen Vorgaben umgesetzt und wie nutzen Berufsbildende (die ihre angehenden Lehrlinge auswählen) diese Informationen? Die Beantwortung der Fragen erfolgt auf drei Ebenen: 1) theoretische Analyse der Beurteilungsinstrumente, 2) Analyse der Beurteilungs- und Nutzungspraxis anhand einer Online-Befragung von 120 Aargauer Lehrpersonen sowie 3) 20 Telefoninterviews mit Berufsbildenden. Die Befragung der Lehrpersonen zeigt unter anderem, dass die Beurteilung der Selbst- und Sozialkompetenzen mehrheitlich gemäss den kantonalen Vorgaben umgesetzt wird. 85.9 Prozent der Lehrpersonen berichteten, Indikatoren zu verwenden und Förderphasen sowie bewusst geplante Bewertungssituationen zu schaffen. Der Grossteil der befragten Lehrpersonen praktiziert verschiedene Formen der Bewertung, sowohl in geplanten Situationen mit oder ohne Ankündigungen als auch in zufällig entstandenen Situationen im Unterricht und während der Pausenzeit. Beobachtungen werden situativ dokumentiert. Rückmeldungen erfolgen eher unsystematisch und mündlich. Die Beurteilungspraxis ist eher uneinheitlich und nur bedingt nachvollziehbar. Die Ergebnisse der Interviews mit den Berufsbildenden ergaben, dass vor allem der eigene Eindruck bezüglich Selbst-/Sozialkompetenzen und Arbeitsfähigkeit der Lernenden im Rahmen der Schnupperlehre und während der Bewerbungsgespräche zentral ist und die entsprechenden Zeugnisangaben als hilfreiche Zusatzinformation angesehen werden.
