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Die Wirksamkeit der Lehrerbildungssysteme in der Schweiz

Ref. 1236

Dies ist die Version 1.0 dieses Projekts.

Allgemeine Beschreibung

Periode

-

Geographischer Raum

-

Zusätzliche geographische Informationen

Schweiz

Kurzbeschreibung

Das Projekt im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms 33 ("Wirksamkeit unserer Bildungssysteme") beschreibt die Wirksamkeit der schweizerischen Lehrerbildung in zweifacher Hinsicht: bezogen auf die persönlichen Einschätzungen der Betroffenen und bezogen auf Ausbildungsprofile und professionelle Standards. Die Einschätzungen geben Aufschluss über subjektive Wirksamkeit, die Profile und Standards über deren objektive Voraussetzungen. Die beiden Bereiche werden verglichen und aufeinander bezogen. Methodologisch werden fortgeschrittene angelsächsische Studien herangezogen. Die Forschungsequipe erwartet beträchtliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Ausbildungsformen und den gegebenen Niveaus, zwischen den subjektiven Einschätzungen und den normativ-professionellen Standards, zwischen den unterschiedlichen Personengruppen, die an der Ausbildung beteiligt sind, und schliesslich zwischen den verschiedenen Erhebungszeitpunkten. Andererseits dürften sich im Hinblick auf allgemeine Einstellungen, Bewusstseinsformen und Zuschreibungen auch Übereinstimmungen ergeben. In Zusammenhang mit Schulleistungsprojekten sollen nach Möglichkeit Indikatoren für erfolgreiche Lehrer bestimmt werden, die sich später in die Lehrerbildung implementieren lassen. Dabei sollen auch einzelne Ausbildungsfächer auf ihre Wirksamkeit überprüft werden. Durch Kausalmodelle (Lisrel) wird die Gewichtung der Faktoren einer erfolgreichen Ausbildung beschrieben. Die Ergebnisse des Projekts sollen auf der bildungspolitischen Ebene einen Beitrag leisten an die Diskussionen im Rahmen der gegenwärtigen Reformanstrengungen im Bereich Lehrerbildung, insbesondere auch in der Frage der Opportunität einer universitären Ausbildung der Lehrkräfte. Auf wissenschaftlicher Ebene verspricht das Projekt einen Beitrag zur Füllung von Lücken, die durch eine Vernachlässigung der empirischen Lehrerbildungsforschung in den letzten Jahren entstanden sind.

Resultate

Vorerst: wer ergreift überhaupt den Lehrberuf? Eine Befragung angehender Lehrpersonen in der Deutschschweiz gibt Auskunft. Für die Vorschulstufe qualifizieren sich fast nur Frauen, für die Primarstufe sind es noch rund drei Viertel, an den Sekundarstufen noch etwa 45 Prozent. Die angehenden Lehrpersonen entstammen zumeist einem Elternhaus mit einem Niveau, das annähernd Hochschulniveau erreicht. Galt der Lehrberuf früher in der Schweiz als Aufsteigerberuf, so gilt dies heute nicht mehr. Ins Lehramt gehen ferner nahezu nur Personen schweizerischer Nationalität; keine 2 Prozent der angehenden Lehrkräfte sind Ausländer. Ein grösserer Ausländeranteil unter den Lehrerinnen und Lehrern könnte aber der sozialen Integration sowohl der Erwachsenengeneration wie der Schülerinnen und Schüler förderlich sein. In einer Umfrage äusserten sich Junglehrerinnen und -lehrern mehrheitlich positiv zur erhaltenen Ausbildung. Kritik gibt es zu einzelnen Punkten; so halten sich viele zur Lösung von Problemen im Umgang mit Schülern, etwa bei Disziplinschwierigkeiten, für ungenügend ausgebildet. Die Hälfte der Befragten fühlen nie über-, sondern eher unterfordert. Unterforderung wird auch von den noch in Ausbildung stehenden Studierenden häufig erwähnt, insbesondere in den pädagogisch-didaktischen Fächern. Ein Problem sehen die Forscherinnen und Forscher unter anderem im Unterschied in der Professionalität von Lehrkräften der verschiedenen Stufen. Entwicklungsprobleme von Kindern etwa werden um so gravierender, je später sie erkannt und angegangen werden. Auch unter diesem Gesichtspunkt ist nicht einzusehen, weshalb eine Kindergärtnerin oder eine Primarlehrerin weniger fundiert ausgebildet werden sollte als eine Gymnasiallehrerin. Soll die zwischen Lehrberufen unterschiedlicher Schulstufe sich öffnende Professionalisierungsschere geschlossen werden, so gälte es die Lehrkräfte der unteren Schulstufen in Fachwissenschaften und die Lehrkräfte der Sekundarstufen in sozialen und didaktischen Fachgebieten stärker zu fördern. Fachleute der Lehrerbildung (Verantwortliche kantonaler Bildungsverwaltungen, Lehrerbildungsinstitutionen, Berufsverbänden und anderen Gremien) haben in Interviews erläutert, was aus ihrer Sicht alles neu auf die Schule zukommt. Konsens existiert in etlichen Punkten: Die Medien und insbesondere die Computertechnologie würden im Leben der Kinder immer wichtiger. Die geistige Entwicklung beschleunige sich; dagegen verlangsame sich die emotionale Entwicklung. Kinder seien materiell verwöhnter, andererseits wüchsen immer mehr in belastenden Verhältnissen auf. Konzentrationsproblemen seien verbreitet. Für die Lehrperson sei somit der Umgang mit den Kindern anspruchsvoller geworden. Sie müsse jedes Kind individuell fördern; auch sei ein wachsender Anteil fremdsprachiger Kinder zu integrieren. Dies verlange nach neuen Kompetenzen. Eine Lehrperson interessiere sich optimalerweise für den sozialen und technischen Wandel und sei gleichzeitig in der Lage, sich Neuerungen anzupassen und sie mitzugestalten. Die Arbeit beschränke sich nicht mehr auf das Unterrichten, sondern müsse gegenüber Eltern, Behörden und Öffentlichkeit vertreten werden. Dies bedinge Teamfähigkeit und kommunikative Kompetenzen. Auch müssten Lehrpersonen fähig sein, ihre Arbeit zu reflektieren und kritisch zu hinterfragen. Und sie müssten lernen, wissenschaftlich und kreativ zu denken. Die geforderten Fähigkeiten glichen dem, was von Hochschulabsolventen verlangt werde. Ein weiterer Teil des Projekts bestand in der Definition von Ausbildungsstandards für Lehrkräfte und in der Beschreibung der Art ihrer möglichen Umsetzung.